Haupt-Reiter
Frosch und die Anderen mit Meisi von der Sonnau
Nach den Frosch-Geschichten von Max Velthuijs
Regie und Ausstattung
George Podt
Es spielen
Meisi von der Sonnau (bis Spielzeit 2015-2016)
Panos Papageorgiou
Spielort
StudiobühneDauer
50 MinutenAlter
Ab 5 JahrenPremiere
05. November 2011Aus mehreren Episoden der bekannten Geschichten von Frosch und seinen Freunden macht das erfahrene Puppenspieler-Team eine Mutmach-Vorstellung: Mut zu Neugier, Mut zu Fragen, Mut zu Entdeckungen, Mut, seinen Freunden zu vertrauen, Mut dazu, nicht zu schnell den Mut zu verlieren.
Nächste Termine
Geschichten über das Leben
Aus den zahlreichen Bilderbüchern des holländischem Illustrators Max Velthuijs (1923 – 2005) nehmen diejenigen, in denen Frosch im Mittelpunkt steht, eine herausragende Stellung ein. Deshalb waren vor allem diese Geschichten Ausgangspunkt und Inspiration für unsere Vorstellung.
Die Welt von Frosch und seinen Freunden Schweinchen, Hase, Ente und Ratte ist eine heile Welt. Eine Welt, die man jedem kleinen Kind wünscht, um behütet heranwachsen zu können. Aber auch in einer intakten Welt gibt es Konflikte, Ängste, Nöte, die bewältigt werden müssen. Wie das zu schaffen ist, davon erzählen die Geschichten von Max Velthuijs, und darum geht es auch in der Inszenierung von Frosch und die Anderen.
Es sind Geschichten über das Leben, das Misslingen und die Erfolge, vor allem aber Geschichten über Gefühle. „Kinder sind Menschen ebenso wie Erwachsene. Nur ein bisschen kleiner. Aber sie haben dieselben Probleme: Kummer, Schmerz, Einsamkeit,
aber auch Freude und Spaß. Warum also sollten wir uns die Mühe machen, uns etwas speziell für Kinder auszudenken. Wir selbst sind Kinder.“ (Max Velthuijs)
Diese Haltung gegenüber Kindern führt dazu, dass er die Erfahrungswelt junger Menschen einfühlsam trifft. Seine Geschichten sind nie kindisch, sondern ernsthaft, tief und humorvoll gleichzeitig. Er scheut sich nicht, schwere Themen wie Trauer, Tod und Angst anzugehen. Aber er macht das auf eine klare unverkrampfte Art und Weise, die nicht nur Kindern gut tut, sondern auch Erwachsenen. Wie Frosch und seine Freunde, so wünschen sich auch Erwachsene und alle Kinder auf der ganzen Welt stetes Glück. Und doch wissen wir Erwachsenen, dass dieser Wunsch unerfüllbar ist. Aber kluge Erwachsene wissen auch, wie man den Weg heraus aus dem Unglück finden kann. Darin war Max Velthuijs ein großer Spezialist, und deshalb sind all seine Geschichten Mutmachgeschichten für Kinder (und Erwachsene).
Ein breiter Blick in die Welt
Kinder brauchen Geschichten. Geschichten sind ein Fenster in die Welt. Durch das, was die Figuren in einer Geschichte erleben und bewältigen müssen, können sie zu Stellvertretern werden für den Leser oder Theaterzuschauer; das heißt, die eigene Welt wird größer, eine ferne oder nur vorgestellte Welt rückt näher; das eigene Blickfeld vergrößert sich. So lernt ein Kind Schritt für Schritt, den eigenen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Dazu braucht man allerdings Geschichten, die ihre Adressaten ernst nehmen. Das betrifft den Inhalt der Geschichten ebenso wie die Gestaltung. Bilderbücher und Theater liefern einen Beitrag zur ästhetischen Bildung.
Im Umkehrschluss heißt das, wer als Kind mit Niedlichkeiten, Kitsch und rosarotem Zuckerguss abgespeist wurde, bleibt kulturell mangelversorgt. Max Velthuijs hatte eine sehr einfache Methode, um ästhetischen Analphabetismus im Umgang mit Kindern zu umgehen: „Man könnte sagen, dass die Tiere in meinen Büchern meine Kinder sind. Sie haben eine eigene Persönlichkeit, in der auch ein Teil von mir steckt.“ Wer ein Foto von Max Velthuijs mit seiner großen Brille und den menschenfreundlichen Augen dahinter anschaut, und dann seine Illustration von Frosch betrachtet, der versteht sofort, was er mit seinem Statement gemeint hat.
Frosch und die Anderen
Frosch hat kindlich neugierige Augen, mit denen er in die Welt schaut, um diese zu begreifen. So wird er für Kinder zur Identifikationsfigur. Das gilt auch für seine Freunde. Schweinchen kann als Stubenhocker bezeichnet werden, das lieber Kuchen backt, statt in die Welt zu schnuppern. Aber plötzlich bricht in seinem Häuschen Feuer aus. Schweinchen ist in Panik und hilflos. Zum Glück gibt es Ratte, die zunächst als Fremder von allen misstrauisch beäugt wird. Ratte ist ein Abenteurer, der Unternehmungslustigste von allen Tieren. Aber wer viel rumgekommen ist, der hat gute Nerven in brenzligen Situationen und weiß, dass man mit einer Eimer-Kette schnell ein Feuer löschen kann. Hase, mit seinen intellektuellen Gedanken und seinen wohl durchdachten Urteilen, ist in diesem akuten Notfall keine Hilfe.
Dafür kann er in anderen Momenten seine Qualitäten einbringen. Er kann gut lesen und schreiben und sorgt mit seinen Begabungen dafür, dass Frosch über einen wichtigen Termin
informiert wird.
Ente ist ein liebenswürdiges Geschöpf, meist fröhlich und gerne faul. Und trotzdem ist es Ente, die Frosch eine große Lebenskrise beschert. Sie macht das ganz unabsichtlich, indem sie Frosch darauf hinweist, dass er nicht fliegen kann. Diese Bemerkung zerstört sekundenschnell sein Selbstbewusststein. Als er erkennt, dass er weder Lesen noch Kuchen backen kann, ist er am Boden zerstört. Bis der schlaue Hase die richtige Antwort hat.
Manchmal ist man selbst für sein Unglücksgefühl verantwortlich, manchmal kommt es von außen. Wenn man Freundin Amsel mit guter Laune besuchen will und sie leblos findet, dann wird leichtfüßige Heiterkeit von einer Sekunde zur nächsten zum Alptraum. Zum Glück hat Frosch Freunde, die ihm helfen, die Situation zu verstehen und zu verarbeiten. Freundschaft ist das wichtigste im Leben. Was auch geschieht, du bist nicht allein, wenn du Freunde hast. Das ist die existentielle Botschaft von Max Velthuijs.
Große Fragen
Alle Episoden drehen sich um universelle Fragen. Und am Ende gibt es immer eine positive Lösung. Das ist nicht immer ein Happy End, denn wenn Amsel tot ist, ist das traurig. Aber es gibt eine Erklärung über das Leben und dessen Ende, und auch einen Ausblick auf neues Leben. „Im Baum beim Hügel saß ein Vogel. Er sang ein wunderschönes Lied. – wie immer.“ Das macht die Geschichte tröstlich für Kinder und regt sie dazu an, sich mit großen Lebensfragen weiter zu beschäftigen. Wie in einer Modellwelt wird in dieser Vorstellung anhand von Frosch, Hase,
Ente und den anderen vorgeführt, wie die Welt organisiert ist und wie Menschen darauf reagieren.
Das Theater ist ein Ort, bestehende Fragen oder Ängste, die jeder Zuschauer individuell in sich trägt, kollektiv zu teilen. Menschlichkeit, Solidarität, Mitgefühl werden aufgezeigt. Das sind Werte, die in der heutigen Welt selten zur Geltung kommen, obwohl man sie so dringend benötigt und erleben muss, um seinen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Frosch und die Anderen können dabei ein wichtiger Helfer sein.
Max Velthuijs
Max Velthuijs war ein niederländischer Maler, Autor und Zeichner. 1923 in Den Haag geboren starb er im Alter von 82 Jahren 2005 in Den Haag. Nach einer Ausbildung als Graphiker und einer Karriere als Büroangestellter und Verkäufer begann er seine Laufbahn als Zeichner von politischen Karikaturen. Als Illustrator von Kinderbüchern wurde er in den Sechzigerjahren
des letzten Jahrhunderts schnell bekannt. Vor allem seine Doppelbegabung als Autor und Zeichner half ihm früh zum Durchbruch.
Mitte der Achtzigerjahre „erfand“ er Frosch, seine wichtigste Figur. Im Jahr 2004 wurde ihm der renommierteste internationale Preis verliehen: Der Hans Christian Andersen Preis.
George Podt
Er wurde 1949 in Holland geboren und kennt die Bücher von Max Velthuijs aus seiner Studienzeit an der Pädagogischen Hochschule in Amsterdam. Lehrer ist er nicht geworden, stattdessen baute er mit Freunden das renommierte holländische Kindertheater „Wederzijds“ auf. „Wederzijds“ bedeutet im Holländischen
„Gegenseitig“ und meint die gegenseitige Bereicherung von Erwachsenen und Kindern in der Kunst.
An diesem Motto der Gegenseitigkeit hält er noch immer fest, als Regisseur vieler Stücke mit Meisi von der Sonnau und Panos Papageorgiou und als Intendant der Schauburg seit 1990.
Meisi von der Sonnau und Panos Papageorgiou
Die beiden bekannten Puppenspieler arbeiten seit 1986 zusammen. Zuvor hatte Meisi in Starnberg ein Mini-Kulturzentrum betrieben, das „Kleine Spielhaus“, in dem Kindergarten, Werkkurse für Kinder und Erwachsene sowie Familienprogramme am Wochenende unter einem Dach vereint waren.
Was die beiden verbindet, ist ihr Einsatz für eine kreative,
schöpferische, phantasiegestaltete Welt der Kinder.
Deshalb gründeten sie 1986 ihr Puppentheater Pappmaché, legten die pädagogischen, künstlerischen und handwerklichen Begabungen zusammen und erfinden seitdem Stücke für die jüngsten Zuschauer. Pappmaché spielt mobil in Schulen, Horten und Kindergärten. Seit 1994 arbeiten die beiden kontinuierlich an der SCHAUBURG.