Haupt-Reiter
Seiten, die auf Prinz Eisenherz-Teil 1 verweisen
Nach dem gleichnamigen Abenteuer-Comic von Hal Foster
In the days of King Arthur: Die Sage vom singenden Schwert Erster Teil - "Der Prinz von Thule"
Regie
Peer Boysen
Bühne und Kostüme
Peer Boysen
Musik
Portmanteau
Puppenbau
Mano Giesen
Video
Hans-Peter Boden
Es spielen
Markus Campana, Josephine Ehlert, Johannes Klama, Lucca Züchner
Puppenspiel
Mano Giesen
Musiker
Taison Heiß und Greulix Schrank von Portmanteau
Dauer
90 MinutenAlter
Ab 11 JahrenPremiere
11. Januar 2011Der seit 73 Jahren fortlaufende Comic von Hal Foster als große Abenteuer- und Familiensaga - In the days of King Arthur. Der Prinz mit der unverkennbaren Frisur auf dem Weg vom ungestümen Jungen hin zum tapferen Ritter von König Arthurs Tafelrunde auf Burg Camelot.
Nächste Termine
Das Projekt
Der Regisseur Peer Boysen wird sich in den nächsten Jahren auf die Spuren von Prinz Eisenherz machen und dessen Abenteuer in mehreren Teilen als großes Heldenepos inszenieren. Damit startet die Schauburg eine große Abenteuersaga dieses Comics. Die Idee, den bekannten Abenteuer-Comic „Prinz Eisenherz“ für die Bühne zu adaptieren, scheint zwar einerseits zum Scheitern groß, ist aber andererseits aufgrund des Sujets auch unheimlich reizvoll. Vor allem die Aufgabe, aus einer Fülle von insgesamt 84 auf deutsch erschienenen Comic-Heften eine in sich abgeschlossene Handlung für die Länge eines Theaterabends zu destillieren, war eine große Herausforderung.
Dennoch wagen wir dieses Abenteuer, weil wir sicher sind, dass die Geschichten und Sagen aus der Zeit König Artus, als Drachen, Ritter, Zauberer, Hexen, Riesen und Zwerge das reale Leben der Menschen beflügelten, noch heute ihre metaphysische Wirkung auf das versachlichte Leben der Menschen haben können.
Wir schreiben das 5. Jhd. n. Chr. Das römische Reich ist untergegangen. Das neue christliche Zeitalter ist nicht mehr als ein Versprechen auf ein besseres Leben. In diese Zeit mischt der Autor nun Figuren, Handlungen und Lebensweisen sehr fantasievoll aus vergangenen und darauffolgenden Jahrhunderten hinein. So kann die römische Antike Handlungszeit sein, aber auch das Mittelalter. Man besucht mit dem Prinzen Amerika und Asien. Man sieht Burgen und Ritterrüstungen, wie sie eigentlich erst um 1200 üblich waren.
Ob Gralssuche, Hunnen, Sachsen, die Königin von Saba, Wikinger, römische Feldherren, Merlin, Camelot, Arthur u.v.m., es gibt annähernd keine Epoche und keine historische Figur innerhalb der ersten 1200 Jahre n. Chr., die der Prinz nicht aufgesucht hätte oder deren Lebensweise von Foster nicht beschrieben worden wäre. Und der Prinz selbst: Von Foster als ein Prinz der Wikingerzeit beschrieben, könnte er als solcher historisch betrachtet gar nicht im 5. Jhd. n. Chr. gelebt haben, sondern mindestens erst 300 Jahre später, ab dem Beginn der Wikingerzeit. Durch diesen historischen Mix entsteht ein unglaublich beeindruckendes Historiengemälde, eine Art historische Anthologie der Menschheit ab ca. dem Beginn der Zeitrechnung bis ins Hochmittelalter hinein.
Man kann sagen, dass Hal Foster mit der Erfindung von Prinz Eisenherz und seinen Abenteuern „In the days of King Arthur“, trotz poetischer Umgestaltung der sogenannten historischen Artussage, genau jene historischen Sagen und Geschichten für viele Generationen überhaupt erst erhalten hat.
Artus – der Mythos lebt
Gab es ihn nun wirklich, oder gab es ihn nicht, diesen sagenumwobenen König der Briten? War Artus vielleicht ein römischer Feldherr, der die Sachsen in vielen Schlachten erfolgreich geschlagen hatte, wie einige Quellen vermuten lassen? Oder ist dieser edle König nur der Wunschtraum einer Zeit, in der das Chaos den Alltag der Menschen bestimmte und die Sehnsucht nach Beendigung dieser Zustände zu einer Verklärung der Realität führte? Diese Fragen stellt sich die Menschheit seit nunmehr 1100 Jahren. Gelebt haben soll er im 5. Jhd. n. Chr..
Die Römer zogen sich gerade aus Britannien zurück, was einige germanische Stämme ihrerseits nutzten, um in Britannien einzudringen. Trotz des allgemeinen römischen Rückzuges sind einige Römer aber in Britannien geblieben, um gegen Sachsen, Angeln und Pikten zu kämpfen. Die erste historische Zuordnung auf einen möglichen Artus stammt in diesem Zusammenhang aus dem 6. Jhd.. Der Mönch Gildas berichtet in seinem Buch („De exidio Britanniae“ - über den Untergang der Briten) von einem Römer, der um 500 die Sachsen in einer großen Schlacht vernichtend geschlagen haben soll. Der Name des Römers ist Ambrosius Aurelianus und man mutmaßt, dass im Laufe vieler mündlichen Erzählungen über diese Schlacht daraus Artus wurde. Darüber hinaus wird ein Artus von den vielen schreibenden Zeitzeugen des 5., 6. oder 7. Jhd. in keiner Weise sonst direkt erwähnt. Erst 820 wird sein Name von dem Mönch Nennius aufgeführt, als ein Heerführer, der im 5. Jhd. in 12 Schlachten gegen die einfallenden Sachsen gekämpft hat.
Eine andere interessante Artus-Spur führt zu den damals gefürchteten Sarmaten, einem Reitervolk aus den Steppen des heutigen Ungarn und der Ukraine, die die römischen Legionen in Britannien unterstützten. Dieses Volk kannte einen Ritus, bei dem man ein Schwert in den Boden rammte, um es danach sehr feierlich wieder herauszuziehen. Das könnte, so nimmt man an, Vorbild für das in der Artus-Epik des Mittelalters auftauchende Motiv sein, das Schwert Excalibur aus einem Stein zu ziehen. Dieses furchterregende Reitervolk führte zudem einen roten Drachen im Wappen, was dem Wappen von König Artus - einem Pendragon, der „Kopf des Drachen“ - zweifelsfrei sehr ähnlich ist.
Und so zieht sich die Spur historischer Artefakte und mündlicher Überlieferungen über König Artus durch die Jahrhunderte bis in das Hochmittelalter hinein. Dort erfährt der „Stoff“ einen Boom ungeahnten Ausmaßes in Form von Literatur. Alle literarisch-niedergeschriebenen Artusgeschichten stammen dabei im Wesentlichen aus dem Buch „Die Geschichte der Könige von Britannien“ – eine Chronik aller britischen Könige in einem Zeitraum von 2000 Jahren – des englischen Mönchs Geoffrey of Monmouth aus dem Jahr 1136 und ein Bestseller schon zu seiner Zeit.
In dem Auftragswerk der englischen Krone trug der Mönch allein über Artus alles zusammen, was man sich über einen König, der schon 700 Jahre vorher gelebt haben soll, im Volk so erzählte und was aus schriftlichen Zeugnissen in Klosterbibliotheken vielleicht mit ihm in Verbindung gebracht werden konnte.
Daraus entwickelte sich schon damals ein politisch motiviertes Wunschbild eines englischen Idealherrschers, welcher durch das Besingen seiner mythischen Heldentaten der Vergangenheit, das gespaltene Britannien der Gegenwart des 12. Jahrhunderts wieder vereinigen sollte. Denn nach dem Tod Heinrich I. 1135 versank Britannien in Anarchie. Später nannte man dieses 20 Jahre andauernde Ausbluten des Landes „The Anarchy“. Ausgeblutet im Streit zwischen den unterlegenen Angeln und Sachsen, den Normannen als neue Herrscher und einem Thronfolgestreit suchte man nun nach Möglichkeiten, eine gemeinsame britische Identität zu schaffen. Diesem tagespolitischen Ziel sollte das Buch von Geoffrey dienen. Und das sich dabei die 700 Jahre alten Geschichten über einen da schon sagenumwobenen König Artus besonders eigneten, lag auf der Hand.
Im weiteren Verlauf des Hochmittelalters wurde die „Artusgeschichte“ Gegenstand zahlreicher französisch-höfischer Versepen, Prosaromane usw. und inspirierte vom 12. bis zum 14. Jahrhundert die gesamte europäische Literatur. Viele der mittelalterlichen Vorstellungen, etwa von ritterlichen Tugenden o.ä., wurden dabei vor allem vom französischen Dichter Chrétien de Troyes in die Artusgeschichte eingeführt. Außerdem dichtete er die Liebesgeschichte zwischen Artus’ Gemahlin Guinevere und seinem ersten Ritter Lancelot hinzu sowie den Gral, dessen Mystik schließlich in Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ gipfelte.
Und wenn man es so betrachtet führt Hal Foster, wenn auch sehr unverblümt, diese Art der historischen Mythenbildung fort. „Hätte ich König Arthur so gezeichnet, wie ihn meine Recherchen gezeigt haben“, meinte Foster einmal, „dann hätte mir das keiner geglaubt. Ich kann König Arthur nicht mit einem schwarzen Bart zeichnen, in Bärenhäute gehüllt und mit ein paar Rüstungsteilen bekleidet, welche die Römer zurückgelassen hatten, als sie Britannien verließen, denn das ist nicht das Bild, das sich die Leute von ihm gemacht haben.“
(Aus: Harold R. Foster, Vorwort zu Prinz Eisenherz, neue digital bearbeitete Gesamtausgabe. 12 Bde., Bocola Verlag 2010)
Der Comic von Hal Foster
Der Erfinder von Prinz Eisenherz war der Grafiker und Zeichner Harold Rudolph Foster (geb. 1892). Als Comic-Strip ist seine Serie erstmalig 1937 in den Sonntagsseiten der Zeitung „New York Journal“ erschienen. Unüblich für die 30er Jahre des 20. Jhd. waren die sehr realistischen und detaillierten Zeichnungen von Foster, mit denen er völlig neue Standards setzte.
Alle nach ihm folgenden Comic-Zeichner orientierten sich an seinen detailliert–realistisch dargestellten Fantasiewelten. Durch das Fehlen von Sprechblasen im Bild wird die Wirkung seiner Bilder noch zusätzlich unterstützt, da nichts den Blick des Betrachters im Wege steht. Der Text wird bei ihm nur als Untertitel eingesetzt – bis heute einmalig in der Comic-Szene.
Ein typisches Einzelbild im gezeichneten Originalformat hat bei Foster eine Größe von fast DIN–A4, was wohl die Suggestivkraft seiner Bilder noch um ein Vielfaches erhöht. Außerdem erzählt es etwas darüber, mit welchem Aufwand Foster dabei ans Werk ging. Ein Grund und die Voraussetzung für diesen Aufwand war, dass die Serie ursprünglich nur für den Abdruck in Zeitungen konzipiert wurde.
So erschien lediglich eine Seite pro Woche, was Foster erst die Möglichkeit gab, sehr sorgfältig und detailliert zu arbeiten. Nach eigenen Angaben investierte Foster wöchentlich etwa 53 Stunden in die Erstellung einer einzelnen Episode.
Prinz Eisenherz heute
Foster hat dieser wohl sagenumwobensten Geschichtensammlung der Christenheit einen Prinzen in die Mitte der Geschehnisse gestellt, der in seinem Charakter und seinen Handlungen einer von uns heute ist. Er denkt, fühlt und leidet wie wir und immer wieder handelt er so, wie wir es uns heute oft von uns selbst und anderen wünschen. Er ist eine riesige Projektionsfläche für unterdrückte Sehnsüchte und für den Glauben an „das Gute“.
So ist dieser Prinz einerseits ein unglaublicher Überzeugungstäter für „die gute Sache der Menschheit“ und schlägt so manchen bösen Feind heldenhaft in die Flucht. Andererseits hat dieser Held aber im Alltag mit den gleichen menschlichen Widrigkeiten, Schicksalen und Normalitäten zu kämpfen, die jeder von uns heute kennt: Erwachsen werden, Freunde finden, Statussymbole besitzen zu müssen, Streit mit den Eltern, die Suche nach einem Platz im Leben, was kann und will ich werden, Begegnung mit dem Tod, dann die ersten Begegnungen mit Frauen, und noch später die Probleme mit den eigenen Kindern und deren Erziehung u.v.m. All das gehört, neben seinen Heldentaten, zum Leben dieses Prinzen dazu.
Die Mischung aus Held und der Junge von nebenan ist es dann auch, die den Prinzen von Thule für uns heute zu einer Identifikationsfigur macht. Und im historischen Handlungskontext, in dem er sich bewegt, ist er auch eine Art Alter Ego der Menschen von heute. So verkörpert Prinz Eisenherz unseren Blick auf die Zeit „In the days of King Arthur“ und spricht aus, was wir heute über diese Zeit fühlen und denken.
Und wenn der Prinz im Comic um die Welt reist, um an bekannten und unbekannten Orten für „das Gute“ im Leben einzutreten, dann reisen viele Leser im Geiste mit um den Globus an Orte, an die sie nie kommen werden, um Heldentaten zu vollbringen, die sie nie vollbringen werden. Aber vielleicht, vielleicht werden sie ermuntert darüber nachzudenken, dass es mehr in unserem versachlichten, durchkartografierten Leben geben muss und gibt, als nur eigene Sachwunsche und kurzweilige Bedürfnisse zu formulieren oder lauten ökonomischen Lockrufen zu folgen.
„Der Prinz von Thule“
Der erste autarke Theaterabend mit dem Titel „Der Prinz von Thule“ beginnt mit der Vertreibung des Wikingerprinzen und seiner Familie aus der angestammten Heimat Thule, einem Königreich im hohen Norden (im Comic in Norwegen angesiedelt). Sligon, ein Tyrann aus Thule, raubt Aguar, dem Vater von Prinz Eisenherz, den Thron. Die ganze Familie und wenige Getreue fliehen mit dem Schiff westwärts, bis sie in einem Gebiet an der Ostküste Britanniens namens „The Wash“ stranden. In der neuen Heimat Britannien muss er schnell erwachsen werden. Die Einwohner dort sind den Neuankömmlingen feindlich gesinnt. Die Britannier, zwar zahlenmäßig weit überlegen, merken, dass sie gegen die leidenschaftlich kämpfenden Fremden keinen schnellen Sieg erringen können. Und so bieten sie den Neuankömmlingen Verhandlungen an. „In Frieden auf einer Insel in den großen Sümpfen leben oder gegen eine erdrückende Übermacht kämpfen.“, so lautet ihr Angebot. König Aguar denkt an Frau und Kind und entscheidet sich für das überlassene Land, das von den Bewohnern Fennland genannt wird. Doch ungeachtet der Feindseligkeit zwischen den Bewohnern Britanniens und den Neuankömmlingen sucht sich die Jugend auf beiden Seiten ihren eigenen Weg. Eisenherz lernt Arn kennen, einen jungen Britannier, der nichts über Prinzen, Helden, Thule, Könige usw. weiß. Dafür weiß er, wie man jagt und was man im Wald sonst noch so erbeuten kann. Die beiden werden schnell unzertrennliche Freunde und bleiben es für immer. Im weiteren Verlauf der Comic-Handlung bekommt Eisenherz von Arn dann auch das berühmte singende Schwert Flamberge geschenkt, welches ihm in vielen noch folgenden Kämpfen das Leben retten wird.
Eisenherz begegnet dem furchterregenden Riesen Thorg, einem Sohn der Hexe Horrit, den er erst aus Angst verprügelt, dann aber aus Mitleid von ihm ablässt und ihn zu seiner Mutter, der Hexe, trägt. Diese bestraft Eisenherz, indem sie ihm seine Zukunft vorhersagt. Sie meint, dass es „keine größere Strafe für einen Menschen gibt, als seine Zukunft zu kennen.“ Und so geschieht es: „'Nun, schöner Knabe, schau in die Torfglut', sagt Horrit am Abend. 'Dann sage ich dir, was dich erwartet.' Ein seltsames Grauen befällt Eisenherz, als er ins Feuer starrt. 'Dein grösster Schmerz steht dir schon bald bevor', verkündet Horrit hohnlachend. 'Nun schau und sieh, was sonst noch deiner harrt.' Der Feuerschein lässt alles vor seinen Augen verschwimmen. Dann sieht er – anfangs undeutlich – einen Krieger in voller Rüstung. Dann Burgen und schimmernde Armeen... einen König und eine Königin. 'Das ist der törichte Arthur mit seiner launischen Ginevra', faucht die Hexe. 'Und du wirst dem Einhorn, dem Drachen und dem Greif gegenüberstehen, schwarze und gelbe Menschen sehen. Du wirst viele Abenteuer erleben, aber von Glück und Zufriedenheit kann ich nichts erkennen.'“
Und damit sollte sie Recht behalten. Denn rastlos rast Eisenherz – in den Comics bis heute – durch das Leben. Immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer und der Möglichkeit, anderen Menschen Gutes zu tun. Aber irgendwo ankommen und zuhause sein, gar Zufriedenheit empfinden, das bleibt ihm bis heute nicht vergönnt. So ist er ein von Heldenmut getriebener Mensch, welcher der eigenen Erlösung harrt, um endlich auch eigenes Glück empfinden zu können.
Doch zunächst sollte sich das Hexenorakel auf das Fürchterlichste bewahrheiten. Als er wieder nach Hause kommt, ist seine Mutter tot. Sein Vater tröstet ihn und erklärt, „Die Kälte und der Nebel des feindlichen Nordlandes haben ihre Lieder für immer verstummen lassen, (...) bereite dich nun auf dein Schicksal vor, das deiner zu harren scheint. (...) Die Sümpfe, die deiner Mutter den Tod brachten, sind nichts mehr für dich. Mach dich auf zum Festland, auch wenn es uns verboten ist. Komme, was da wolle (...) GEH!“
Und so nimmt hier die bis heute andauernde, rastlose und abenteuerliche Reise des Prinzen von Thule um die ganze Welt ihren Anfang.
Als erstes begegnet er Lancelot, einem Ritter der Tafelrunde am Hofe von König Arthur. Lancelot erzählt ihm von der sagenumwobenen Burg des Königs – Camelot – und dass er auf dem Weg dorthin ist. Diese Begegnung lässt in ihm den Gedanken reifen, auch so ein stattlicher Ritter wie Lancelot zu werden und an der Seite der tapfersten Ritter von König Arthurs Tafelrunde gegen die Sachsen und Normannen zu kämpfen. Von ihm erfährt er dann auch, was man, um Ritter zu werden, alles braucht: „Dazu brauchst du ein Pferd, Waffen und großen Mut!“ Da er bis auf den großen Mut nichts von dem hat, was ihm Lancelot da erzählt, macht sich Eisenherz sofort auf die Suche nach einem Pferd.
Da begegnet er Gawain, ebenfalls ein Ritter der Tafelrunde und auf dem Weg nach Camelot. Diesem erzählt Eisenherz, dass er ein Ritter wie Lancelot werden will... doch plötzlich werden sie von einem Drachen angegriffen. Gawain, in solchen brenzligen Situationen sehr geübt, will seiner ritterlichen Pflicht nachgehen und den Drachen töten. Da übersieht er für einen Moment das Feuer des speienden Drachen. Eisenherz erkennt die Gefahr und erschlägt das Untier. Gawain ist beeindruckt von so viel Unerschrockenheit und nimmt ihn mit auf seine Reise nach Camelot.
Dort angekommen trifft er zunächst auf Ginevra, die Frau von König Arthur. Ihr vertraut er seinen Wunsch, Ritter zu werden, an. Diese führt ihn durch Camelot und erzählt dem sichtlich beeindruckten Eisenherz viel über Ritter und deren Leben. Ginevra will wissen, was für ein Ritter dieser ungestüme und tumbe junge Mann werden will. Denn sie kennt sie alle: „Da gibt es gute Ritter, und da gibt es schlechte Ritter, nicht jeder Ritter ist ein Held.“
Von Tristan über Parzival bis hin zu Galahad kennt sie jeden Ritter von Rang und weiß so einiges über sie zu erzählen. Dann erwacht König Arthur aus tiefem Schlaf und fragt, wer es wagt, ihn zu wecken. Und so ist Eisenherz mittendrin in der sagenhaften Geschichte, die das christliche Europa mit Mythen und Legenden wohl am meisten beeinflusst hat: Der König der Könige steht vor dem nassforschen Prinzen aus Thule. Eisenherz erzählt dem verdutztem Arthur von seiner Flucht aus Thule, dem Kampf mit den Britanniern, der Hexe, dem Tod der Mutter, seinem Freund Arn, von der Begegnung mit Lancelot und natürlich davon, wie er des Königs Ritter Gawain vor dem feuerspeiendem Drachen gerettet hat.
Da knallt die Saaltür auf und eine junge Frau, Ilene von Branwyn, stürzt herein. Sie fleht Arthur um Hilfe an, da die Burg ihres Vaters, dem Lehnsherrn von Branwyn, von einem Menschenfresser, dem Unhold vom Sinstarwald, besetzt wurde und er ihre Eltern eingekerkert hat. Sofort beauftragt Arthur Gawain, Ilene zu helfen und die Burg ihres Vaters zurück zu erobern. Eisenherz, der keinen Blick mehr von Ilene lassen kann, bittet den König, Ritter Gawain begleiten zu dürfen. Schnell wird jedem im Raum klar, dass Eisenherz sich in die schöne Ilene verliebt hat. Da Eisenherz sich im Kampf mit dem Drachen viel Respekt bei Gawain und auch Arthur verschafft hat, willigen alle in Eisenherz’ Bitte ein.
So zieht er los, der Prinz aus Thule, seinem ersten richtigen Abenteuer entgegen. Und irgendwie hat man den Eindruck, dass er das nicht nur für Ritterehren und Tafelrunde macht...
Ob er Ilenes Eltern von den Menschenfressern befreien kann und ob die beiden ein Liebespaar werden, erfahren wir im nächsten Teil.
(Alle Zitate des Kapitels stammen aus: Harold R. Foster, Prinz Eisenherz, neue digital bearbeitete Gesamtausgabe. 12 Bde., Bocola Verlag 2010)
Hal Foster
Hal Foster alias Harold Rudolph Foster wurde 1892 im kanadischen Halifax geboren.
Nach Jobs als Trapper, Redaktionsbote, Jagdführer, Stenograf, Preisboxer, einige Jahre lang betrieb er sogar eine Goldmine, trug er schon früh zum Unterhalt der mittellosen Familie bei.
1921 fuhr er mit dem Fahrrad von Winnipeg nach Chicago, wo er Jobs als Illustrator fand, Titelbilder für Zeitschriften zeichnete und Abendkurse am Art Institute of Chicago und der Chicago Academy of Fine Arts besuchte. Seine ersten Comics zeichnete er 1929 für „Tarzan“, eine Comic-Serie nach den Büchern von Edgar Rice Burroughs.
Mitte der 1930er Jahre erfand er „Prinz Eisenherz“. Ab1937 zeichnete und textete er für seine Comicserie jede Woche eine Geschichte im Umfang einer Zeitungsseite, die dann zunächst im „New York Journal“ später auch in anderen Zeitungen erschien. In der Zeit seiner alleinigen Autorenschaft von 1937 – 1971 waren es am Ende insgesamt 1788 Comicseiten, die er gezeichnet und getextet hat.
1982 starb Hal Foster in Spring Hill/Florida. Er war einer der weltweit berühmtesten Comic-Autoren und Zeichner.
Die Autoren
Von 1937 bis heute gab es insgesamt nur vier Autoren bzw. Zeichner, die den Abenteuercomic gestaltet haben.
Nachdem Hal Foster (geb. 1892) seine populäre Comicserie „Tarzan“ eingestellt hatte, ging es 1937 los. Er zeichnete und schrieb den Comic bis 1971 allein.
Ab 1971 konnte Hal Foster aus gesundheitlichen Gründen die Geschichten – ausgenommen ein paar Vorschlagsskizzen – nicht mehr zeichnen und übergab diese Aufgabe an den Zeichner John Cullen Murphy (geb. 1919). Nah ist er seinem Prinzen trotzdem geblieben. So schrieb er bis 1978 die Geschichten weiter, bis er sich schließlich im selben Jahr ganz zurückzog.
1979 stieg der Sohn von Murphy, Cullen Murphy (geb. 1952), als Autor ins Geschäft ein und blieb Texter der Serie bis 2004.
Seit 2004 ist Gary Gianni (geb. 1954) der Zeichner und Mark Schultz (geb. 1955) der Texter von „Prinz Eisenherz“.
Glossar
AGUAR König von Thule und Vater von Prinz Eisenherz.
ARN In unserer Fassung ein britannischer Freund von Eisenherz aus den Tagen von Fennland, der ihm das singende Schwert schenkt.
ARTHUR Sagenumwobener König der Britannier wohl aus dem 5.Jhd. Herrschte auf Burg Camelot und war Erfinder der Tafelrunde, dem Vorläufer der heute demokratischen Vorgehensweise bei gravierenden Meinungsverschiedenheiten – der runde Tisch.
CAMELOT Name der sagenumwobenen Burg von König Arthur. Wo sie wirklich stand ist bis heute unklar. So werden der walisische Orte Caerleon (bei Newport), die Stadt Colchester, das „Tintagel Castle“ in Cornwall, die Burg „Dinas Bran“, die Stadt Carlisle sowie die walisische Ruinenanlage Winchester als mögliche Standorte von Burg Camelot genannt.
FENNLAND Nach der Vertreibung aus Thule ist dieser englische Landstrich Zufluchtsort der Familie Eisenherz mit Gefolge in England und somit auch die neue Heimat von Prinz Eisenherz. Geografisch gesehen ist Fennland eine Moorlandschaft an der Ostküste Englands oberhalb der Themsemündung.
GAWAIN Ritter an König Arthurs’ Tafelrunde und Freund von Prinz Eisenherz.
GINEVRA Frau von König Arthur. Aber auch die Geliebte des Ritters Lancelot. Im Mythos wird sie von Meleagant entführt, dann u.a. von Gawain und Lancelot gerettet und später von Mordred geraubt, um nach dessen Tod im Kloster zu enden.
HORRIT Hexe und Seherin aus dem Fennland. Der Riese Thorg ist ihr Sohn. Horrit weissagt Eisenherz seine Zukunft.
ILENE Ilene von Branwyn - Prinz Eisenherz‘ erste Liebe.
LANCELOT Ein Ritter der Tafelrunde. Er ist der erste Ritter, dem Eisenherz als Junge begegnet. In der Literatur von Chrétien de Troyes ist er der Lieblingsritter von Arthur, der mit seiner Liebe zu dessen Frau Ginevra ringt.
MERLIN Mittelalterlich-Mythologischer Zauberer des westeuropäischen Kulturkreises. Fest an der Seite von König Arthur auf Camelot berät er ihn in allen Fragen des Lebens.
RITTER DER TAFELRUNDE Ritterversammlung um einen runden Tisch zur Lösung von Problemen in Augenhöhe.
SINGENDES SCHWERT Ein mit Edelsteinen besetztes Zauberschwert, auch Flamberge genannt. Es gibt nichts, was dieses Schwert nicht durchschlagen kann. Eisenherz bekommt es von seinem Freund Arn erst geborgt, um die Sachsen aufzuhalten. Später schenkt er ihm das Schwert mit dem Rat, „...es wohl zu gebrauchen in des guten König Arthurs Sache.“ Von der Hexe Horrit erfährt Eisenherz, „Es ist das Zauberschwert Flamberge, geschaffen vom gleichen Zauberer, der auch Arthurs Excalibur schmiedete. Keine schärfere Klinge wurde je angefertigt. Wem das Schwert zu eigen ist, der erringt schwere Siege, wenn er mit reinem Herzen und für eine gute Sache kämpft. Aber wehe dem, der es in böser Absicht führt. Wirf es weg, schöner Knabe, denn es ist ein entsetzlicher Gebieter.“
SLIGON Ein Tyrann aus Thule. Er raubt Aguar den Königsthron von Thule und vertreibt Familie Eisenherz aus ihrer Heimat.
THORG Der furchtbar verwachsene Sohn der Hexe Horrit. Wird von Eisenherz fast zu Tode geprügelt, sieht aber dann von ihm ab, als er bemerkt, dass Thorg zwar zum Fürchten aussieht, aber sonst ein völlig harmloser Riese ist. Eisenherz bringt ihn schließlich zu seiner Mutter, der Hexe, nach Hause zurück.
THULE Ein alter Name für Skandinavien. Im Comic beschreibt er den Heimatort von Eisenherz in Norwegen.
UNHOLD VOM SINSTARWALD Ein Menschenfresser. Überfällt die Burg von Ilene und hält deren Eltern gefangen.