Seiten, die auf Spatz Fritz verweisen

nach dem Bilderbuch "Ratzenspatz"
Regie und Ausstattung
George Podt
Musik
Toni Matheis
Es spielen
Meisi von der Sonnau und Panos Papageorgiou

Dauer

50 Minuten

Alter

Ab 5 Jahren

Premiere

24. März 2007

Er ist der Nachzügler und Allerkleinste im Nest. Als er sich endlich aus seiner Schale gepickt hat, soll er wenigstens einen großen Namen tragen: Friedrich, wie Friedrich der Große. Und als er fliegen kann, passiert etwas Schreckliches: Ein dicker klebriger schwarzer Tropfen trifft ihn und verklebt ihm die Flügel. Er taumelt, flattert. Alles umsonst. Wie ein Stein fällt er vom Himmel. Ausgerechnet drei Ratten sind diejenigen, die ihn retten statt ihn aufzufressen.

Nächste Termine

Herr Huber und Frau Maier

Herr Huber könnte ein gutes Leben haben: Ums Geld muss er sich keine Sorgen machen. Er besitzt ein schönes Haus mit einem herrlichen Garten und einer prächtigen Birke davor. Und Mieteinnahmen. Denn ein Teil seines Häuschens hat er an Frau Maier vermietet. Er kann sich ein vornehmes Hobby leisten und trägt schicke, teure Kleidung.  
Sein Leben könnte wunderbar sein. Ist es aber nicht. Herr Huber ärgert sich. Täglich. Über Vieles. Über Unbedeutendes. Über alles. Am meisten ärgert er sich über seine Mieterin, Frau Maier. Kaum erblickt er sie, schon findet er einen Grund, sich über sie zu ärgern. Manchmal wirft er ihr ein Schimpfwort an den Kopf. „Schreckschraube“ ist sein Lieblingsschimpfwort.

 Frau Maier ist eine ungewöhnliche Person. Sie schert sich wenig um Konventionen. Was andere Leute von ihr denken, ist ihr herzlich egal. Es ist nicht so, dass sie es nicht merkt, aber sich deshalb zu ändern, käme ihr niemals in den Sinn. Sie hat meistens gute Laune. Und wenn nicht, dann singt sie ein Lied, um die schlechte Laune weg zu singen. Sie hat ein bisschen Mitleid mit Herrn Huber. Obwohl er immer so unfreundlich zu ihr ist, hat sie sich etwas ausgedacht gegen seine Miesepetrigkeit.

Vorurteile

Sie bereitet eine Überraschung für ihn vor. Sie ist überzeugt, dass es ihr gelingen wird, aus diesem Besserwisser und Klugscheißer einen freundlicheren Vermieter zu machen und so einen Freund zu gewinnen. Sie weiß, dass er Vogelliebhaber ist. Und mit dieser Liebhaberei hat ihr Überraschungsgeschenk zu tun: Sie hat aus Socken, Handschuhen und Wäscheklammern fantastische Vögel gebaut, die sie liebevoll im Garten platziert. Aber Herr Huber sieht nix. Stattdessen meckert er los, weil das Kellerabteil von Frau Maier derart verwahrlost sei, dass sogar Ratten sich eingenistet hätten. Oh Schreck, oh Graus! Ratten! Eklige, unappetitliche, gemeine Ratten!

Erwartungsgemäß sieht Frau Maier das anders. Ratten sind saubere, aber vor allem auch sehr kluge Tiere. Alles andere sind reine Vorurteile von Leuten, die nicht Bescheid wissen, aber gerne vorgefertigte Meinungen nachplappern und in die Welt posaunen. Die lebensschlaue Frau Maier kennt genügend Menschen in ihrer Umgebung, die genau so denken wie Herr Huber. Um aufzuzeigen, wie falsch, kleinkariert und engstirnig diese Denkweise ist, setzt sie ihre Überraschung für Herrn Huber ein.
 

Eine Vogel-Fantasie

Er ist der Kleinste im Nest. Und die Kleinsten haben es oft nicht leicht. Das ist bei Kindern genau so wie bei Spatzen. Sein Vater gibt ihm den großartigen Namen Friedrich. Aber er - der Nachzügler – fühlt sich neben seinen älteren Geschwistern gar nicht großartig. In allem ist er der Letzte, der Langsamste. Aber hartnäckig ist er auch. Kein Jammerlappen. „Ich werd auch noch groß, und dann flieg ich wie ein Adler“ nimmt er sich vor. So beginnt die Geschichte, die Frau Maier – wir ahnen es längst – mit den von ihr entworfenen Fantasie-Vögeln zu erzählen beginnt. Damit die Geschichte richtig in Gang kommt, braucht sie die Unterstützung von Herrn Huber, der sich zunächst total sträubt. Denn schließlich ist er der viel beschäftigte, wichtige Herr Huber, Hausbesitzer und Hobby-Golfer, der gar keine Zeit hat, sich mit Geschichten von Nachzügler-Spatzen und deren Problemen abzugeben. Aber die hartnäckige Frau Maier durchschaut schnell, dass diese Geschichte viel mehr mit ihm zu tun hat, als er zugeben will. Auch Herr Huber war mal ein Mickerling, das Sorgenkind seiner Eltern. Aber das hat er natürlich längst vergessen. Daran will er auf keinen Fall erinnert werden. Denn jetzt ist er der Herr Huber, der weiß, wo es lang geht, der alles im Griff hat. 

Frau Maier spielt die Geschichte vom Nachzügler-Spätzchen Friedrich so überzeugend, dass sie Herrn Hubers Interesse gewinnt und dieser sich traut, ein bisschen mitzuspielen. Allmählich kommt er richtig in Fahrt. Bei der letzten Strophe des Vogel-Lieds singt er aus vollem Hals mit. Und als im weiteren Verlauf der Geschichte der kleine Friedrich mutig sein Nest verlässt und fliegen kann, fliegen wie ein Adler, da rennt Herr Huber mit heftigen Armbewegungen durch seinen Garten, als ob er gar selber fliegen wolle wie ein Adler.

Ratten-Attacken
 

Doch dann passiert etwas Schreckliches!
Ein klebriges, schwarzes, stinkendes Etwas trifft Friedrich und verklebt ihm die Flügel. Aus der Traum vom Fliegen! Trudelnd fällt er in einen Kellerschacht, wo er hilflos liegen bleibt.
Nun bringt Frau Maier die Ratten ins Spiel. Diese Tiere, die in den Augen von Herrn Huber Abscheu erregend sind und angeblich immer vor ihrem Keller gesehen werden! Wenn diese rattigen Ratten ins Spiel kommen, dann ist ja klar, wie die Geschichte weitergehen wird. Da gibt es für Herrn Huber keine Frage. Diese niederträchtigen Tiere werden sich auf den hilflosen Friedrich stürzen und ihn ohne langes Fackeln einfach auffressen. Aber da irrt Herr Huber.

Er hat nämlich nicht genau hingesehen. Diese Ratten sind nicht irgendwelche Ratten, die Ratten sind etwas Besonderes, weil sie besonders viel mitgemacht und erlebt haben: Die Laborratte hat die Farbe gewechselt. Sie wurde eingesetzt als Versuchstier für ein Dauerwellenmittel und hat dadurch ihre Farbe völlig verändert: Ihr Fell ist rosa-orange, und die Ohren sind grün.

Die Schiffsratte ist von der ganz harten Sorte und überlegt am längsten, ob es nicht klug wäre, das arme Vögelchen zu erlösen, indem man es frisst. Aber die Leseratte hat einen viel besseren Gedanken, eine ganz neue Idee. Eine ganz und gar unrattige Idee: „Warum machen wir nicht einmal was ganz anderes und retten ein junges Leben?“ fragt sie in die Runde. Erstaunen, Verwundern bei den anderen. Klar, wer viele Bücher liest, weiß viel. Und die Leseratte weiß, dass man Friedrich seinen Traum vom Fliegen zurückgeben muss. Und sie weiß auch, dass es viel Spaß macht, dem kleinen Vogel dabei zu helfen. Gesagt, getan. Wie, das wird hier nicht verraten. Nur so viel: Alle drei Ratten setzen ihre gesamte Lebenserfahrung und ihr Wissen ein, bis die Geschichte gut ausgeht. Und zwar nicht nur die Geschichte von Spatz Friedrich und den Ratten, sondern auch die zwischen Herrn Huber und Frau Maier. 

Denn: Wer genügend Vorstellungskraft und Fantasie mitbringt, wer viel Mut hat und die Zuversicht, dass die Welt nicht immer nur schlecht ist, dem begegnet unerwartet Freundliches und Gutes. Das erfährt nicht nur Fritz, der kleine Spatz, sondern auch Herr Huber.

Der Autor

Rudolf Herfurtner wurde 1947 in Wasserburg am Inn geboren. Nach seinem Studium der Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaften in München arbeitete er ab 1971 für eine Tageszeitung. Ab 1973 erschienen seine ersten Veröffentlichungen. Rudolf Herfurtner gehört zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren Deutschlands. Daher verwundert es nicht, dass er für seine rund 35 Bücher vielfach mit Preisen geehrt wurde. Hier nur eine kleine Auswahl: 1981 erhielt er den Förderpreis der Stadt München, 1990 den Grimme-Preis für das Drehbuch zum Film „Brausepulver“, 1996 den Deutschen Kindertheaterpreis für das Stück „Waldkinder“. „Spatz Fritz“ wurde 2000 mit dem Preis der Bayerischen Theatertage prämiert. Und die Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach verlieh ihm 2003 den Großen Preis für sein Gesamtwerk.

Meisi von der Sonnau und Panos Papageorgiou

Die beiden bekannten Puppenspieler arbeiten seit 1986 zusammen. Zuvor hatte Meisi in Starnberg ein Mini-Kulturzentrum betrieben, das „Kleine Spielhaus“, in dem Kindergarten, Werkkurse für Kinder und Erwachsene sowie Familienprogramme am Wochenende unter einem Dach vereint waren. 
Was die beiden verbindet, ist ihr Einsatz für eine kreative, schöpferische, phantasiegestaltete Welt der Kinder. Deshalb gründeten sie 1986 ihr Puppentheater Pappmaché, legten die pädagogischen, künstlerischen und handwerklichen Begabungen zusammen und erfinden seitdem Stücke für die jüngsten Zuschauer. Pappmaché spielt mobil in Schulen, Horten und Kindergärten.

Die erste Vorstellung an der SCHAUBURG war 1994 „MONKIE oder DAS VERLORENE ÄFFCHEN“, eine Vorstellung, die inzwischen ca. 250 Mal gespielt wurde. Seit dieser Zeit arbeiten die beiden kontinuierlich an der SCHAUBURG.
Für ihre Arbeit bekamen sie den „Wolfgang-Anraths-Preis“, den Theaterpreis der Bayerischen Theatertage und viele mehr. Zusammen mit ihren Kindern leben sie in der Nähe von Starnberg auf der Sonnau.