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Seiten, die auf Wolken sind ziehender Ärger verweisen
Deutsch von Jochen Neuhaus
Eine mobile Produktion für das Klassenzimmer
Regie:
George Podt
Es spielen:
Marion Niederländer, Christof Thiemann
Nächste Termine
Der Autor
AD DE BONT wurde 1949 in Brabant geboren. Nach dem Abitur studierte er an der Pädagogischen Hochschule in Amsterdam mit einer zusätzlichen Ausbildung in Spiel- und Theaterpädagogik. 1971-75 besuchte er die Schauspielschule und war danach als Schauspieler und Autor bei verschiedenen holländischen Theatergruppen tätig. Seit 1982 ist er künstlerischer Leiter des Kindertheaters WEDERZIJDS. Seine Stücke werden viel gespielt, seine Truppe immer häufiger zu internationalen Festivals eingeladen; z.B.: „Schauspiele 88 – Die Theater der Welt“ in München, „Europäische Jugendtheaterlandschaft – Entdeckung 90“ in Frankfurt/Main.
Von Ad de Bont wurde in der SCHAUBURG bisher „ Der Sohn des Chao“; „Auflösung“(„Familienbande“) und „Mirad – ein Junge aus Bosnien“ gespielt.
„Ich weiß, dass meine Stücke manchmal schwierig zu inszenieren sind. Das, was ankommen soll, ist eine ästhetische Frage, eine Frage der Kunst, der Kunst für Kinder. Darum geht es. Alles muß zusammenstimmen, es muß ein Zusammenklang entstehen, dann entsteht Kunst, dann bedeutet das etwas, was da geschieht. An diesem Zusammenklang arbeiten wir immer wieder. Meine Hand ist gleich wichtig wie mein Kopf. Man kann im Theater nicht nur mit dem Kopf arbeiten...Ich denke, daß für Kinder die Begegnung mit Menschen, die mit Kunst beschäftigt sind, ganz, ganz wichtig ist...
Kunst ist eine bestimmte Art von Umgehen mit der Welt. Mit allem in der Welt. In der Kunst geht es für mich darum, allgemeinen und unbegreiflichen und nicht so genau festzulegenden Dingen eine Form zu geben. Im Frühling tragen die Bäume vor meinem Fenster wieder Blätter. Das ist eine Wahrheit. Aber was ich fühle, wenn es Frühling wird, das ist keine Wahrheit, das ist etwas Wechselndes. Solche Sachen gibt es viele in der Welt... Kunst heißt für mich, beschäftigt zu sein mit all diesen Dingen auf der Welt, die nicht sicher sind, aber doch ganz wichtig. In der Kunst können wir einen Moment dies unsicheren und doch ganz wichtigen Dinge berühren, einen kurzen Moment lang. Das kann man immer wieder darzustellen versuchen, und das finde ich ganz wichtig.“
(Ad de Bont in einem Interview, tatr-Zeitung für alle, März 1989)
Zum Stück
„Wolken sind ziehender Ärger“ ist ein Theaterstück, das der Autor Ad de Bont eigens für das Klassenzimmer geschrieben hat.
Es wird etwas Unerwartetes im Klassenzimmer passieren. Die Alltagssituation wird durchbrochen. Schüler und Lehrer werden mit einer merkwürdigen Geschichte konfrontiert. Es geht um Macht und Ohnmacht, um Wirklichkeit und Spiel, um Liebe und Tod, um Wahrheit und Dichtung.
Eine Frau betritt das Klassenzimmer. Sie eilt zum Fenster, blickt hinaus und sucht die Umgebung ab. Dann geht sie zur Tafel. Ihr Assistent betritt das Klassenzimmer. Er ist sechsundachtzig Buchstaben zu spät gekommen – das ist unerhört! Denn die Frau hat es sich zur Aufgabe gemacht, gegen das Chaos anzukämpfen.
„Die Frau: Wenn du so weitermachst, haben wir über kurz oder lang das größte Chaos. Und du weißt, was das heißt, Chaos. Oder?
Der Mann: Chaos ist der Zustand unbeschreiblicher Unordnung, gnädige Frau, der dem Ende der Welt vorausgeht – dem Untergang der Menschlichkeit.“
Die Rollen scheinen klar verteilt zu sein...
Das Widersprüchliche
„Es ist natürlich viel schwieriger, unsere Art Theater zu machen, weil die Schule, die Lehrer, die Eltern ja selbst nur schwer mit Dingen umzugehen verstehen, die sich nicht klar und deutlich erklären lassen... Die Dinge geschehen in meinen Stücken immer sehr plötzlich und überraschend, sie werden nicht eingeleitet, nicht entwickelt, es geschieht einfach etwas, und das war’s dann, weiter zum nächsten. Ich denke, das hängt damit zusammen, daß mich in der Welt nicht das erklärbare interessiert, sondern die widersprüchliche Verschiedenartigkeit von Geschehnissen und Verhaltensweisen, die so merkwürdig nebeneinander stehen können. Ich glaube, es ist in meinen Stücken nicht anders, als im Leben, wo auch ständig Dinge passieren, von denen man eigentlich nicht weiß, warum sie geschehen.“
(Ad de Bont in einem interview, Theater heute, 12/87)