Haupt-Reiter
Hotel Sibirien
Deutsch von Eva Pieper
Regie
Ted Keijser
Bühne und Kostüme
Ilona Lenk
Es spielen
Christoph Wettstein, Sabine Zeininger, Marion Niederländer, Ercan Karacayli, Lisa Huber, Christof Thiemann
Nächste Termine
Roel Adam
Autor-Regisseur-Schauspieler – geboren 1953 in Den Haag - Mitbegründer der Theatergruppe Lijn Negen (1975-83) und El Dorado (1986-89) – seit 1990 künstlerischer Berater des Theaters Huis ann de Amstel in Amsterdam – Stücke u.a.: „Unwetter“ (1982), „Der Tod des Elefanten“ (1983), „Der König und der Rest“ (1989), „Über Morgen“ (1989), „Nachthimmel“ (1990), „Hotel Sibirien“ (DES am 21.10.1995 an der Schauburg, München)
Ted Keijser
Regisseur – Autor – Schauspieler – Vater eines wenigen Monate alten Sohnes – staatliche Theaterschule in Holland –Leidenschaft zur Commedia del`arte – in Amerika Ausbildung zum Clown – Arbeit als Clown im Zirkus – Ausbildung bei Le Coq in Paris – Inszenierungen in verschieden Ländern für Kinder und Erwachsene – Holland – Italien – Amerika – Russland – „Hotel Sibirien“ an der Schauburg im Oktober 1995 – zuvor „Andorra“ an der Schauburg 1992 – demnächst „Die Fürchterlichen Fünf“ an der Schauburg im Juni 1996 – dazwischen viele andere Geschichten in Holland und Italien.
Ilona Lenk
Bühnen- und Kostümbildnerin – Malerin – Studium der Politikwissenschaften und Germanistik – Schauspielschule – Arbeit als Bühnenbildnerin: Am Stadttheater Freiburg – Zimmertheater Tübingen – für die freie Szene (u.a. Théâtre du Pain in Bremen) – zum ersten Mal an der Schauburg – und steckt gleich in zwei Produktionen
Fragen statt Antworten
Wo liegt eigentlich dieses Hotel Sibirien?
Wovor hat der Hotelbesitzer Hans Sibirien Angst?
Was verschweigt er seiner Frau Carola?
Was hat deren Tochter Katja damit zu tun?
Wie fühlt man sich kurz vor dem Durchdrehen?
Sind Generationskonflikte eine seriöse Angelegenheit?
Darf trotzdem gelacht werden?
Welche Gegend ist die kälteste der Welt?
Was wollen Rudolf Raffstein und Maria im Hotel?
Sind sie echte Gäste?
Ist das Köfferchen aus Schlangenleder?
Lieben Kinder ihre Eltern nicht mehr?
Oder lieben Eltern ihre Kinder nicht mehr?
Warum liebt Maria Rudolf Raffstein – er sie aber nicht?
Das ist also Soja?
Was hat Maria mit dem Rattengift vor?
Ist Katja in Michael verliebt?
Oder er in sie?
Oder beide ineinder?
Oder beide in sich?
Haben Hans und Carola Sibirien sich einmal geliebt?
Liefern sich Frauen in der Liebe vollkommen aus?
Was ist das eigentlich – Soja?
Muß man seine Kinder lieben?
Muß man seine Eltern lieben?
Ist es nicht ein Liebesbeweis, wenn Eltern ihre Kinder ganz entzückend einkleiden?
Geht es in der Liebe nur ums Äußere?
Passt Fisch oder Jungfrau besser zu Männern?
Wer ist die Gräfin von Corazon?
Dürfen Eltern lügen?
Kann die Tradierung herkömmlicher Werte durchbrochen werden?
Gibt es überhaupt Werte?
Gibt es noch Hühnchen?
Das ist also Soja?
Warum glaubt Carola ihrem Mann nicht?
Was wird aus ihrem Leben, wenn sie nicht mehr im Hotel wohnen kann?
Sind die Betten gemacht?
Hat sie Angst um ihre Existenz?
Was ist bloß in dem Köfferchen?
Hat Marias Leben ohne Rudolf Raffstein einen Sinn?
Ob es wohl einen Tennis-Platz und einen Swimming-Pool gibt?
Geht es Rudolf Raffstein nur ums Geld?
Hat er kein Gefühl?
Welches furchtbare Geheimnis hat er?
Wo ist das liebe Sparschweinchen?
Darf man Geld verbrennen?
Verbrennt man so den Sinn des Lebens?
Was wissen Generationen wirklich voneinander?
Warum raucht der Toaster?
Was für ein Leben führt Katja?
Ist ihr einziger Lebenssinn die Schule?
Warum hat sie keine Freundinnen?
Hat Katja ein anderes Gesicht?
Kann man Kinder bei der Heilsarmee kaufen?
Was hat Michael im Hotel Sibirien zu suchen?
Ist er ein Dieb oder ein Detektiv?
Wie kommt man allein durchs leben?
Hat der junge eine Ausbildung?
Kann man Alpträume mit einer Pistole verjagen?
Ist das Leben ein Alptraum und sind die Träume echt?
Welchen Unterschied gibt es im Verständnis von Begriffen zwischen den einzelnen Generationen?
Herrscht heute nicht eine enorme Kluft zwischen Jung und alt?
Gibt es noch ein zweites Köfferchen?
Ist es kalt im Hotel Sibirien?
Hat die Jugend überhaupt noch Ansichten?
Können Kinder denken?
Hunde sind doch liebe Tiere?
Lernt man Denken nicht erst im aufreibenden Prozess des Älterwerdens?
Darf man Kinder in den Kühlschrank stecken?
Darf eine Mutter ihre Tochter an einen Mann verkaufen?
Darf ein Kind seine Mutter auf den Billardtisch binden und seinen Vater gar auf ein Nagelbrett?
Ist der Generationenkonflikt nur eine spezielle Art zwischenmenschlicher Konflikte?
Hat Raffstein seinen Sohn beim Müll abgesetzt?
Hat er seine Frau ermordet?
Ist Raffstein zu einem doppelten Frauenmord fähig?
Was können Kinder Wichtiges aus dem Leben vorheriger Generationen entnehmen?
Gibt es noch Hühnchen?
Ist der Kinderschutzbund nicht der beste Beweis, dass Kinder ihre Eltern nicht mehr lieben?
Ist es nicht so, dass Kinder immer nur nörgeln und quengeln und ständig Zuwendung fordern?
Das ist also Soja?
Wo gibt es ein Elterntelefon, bei dem sich Eltern über ihre Kinder beschweren können?
Wehrt sich Katja gegen ihre Eltern?
Warum hilft der Vater seiner Tochter nicht?
Können Multivitamine helfen oder Knoblauchtabletten?
Sind Generationskonflikte nur eine Fiktion?
Vielleicht gibt es gar keine Generationen?
Nicht mehr?
Woraus macht man das – Soja?
Vielleicht sind alle so individuell, dass man den Begriff der Generation nicht mehr verwenden kann?
Hat jemand einen Schraubenzieher?
Lebt jeder für sich alleine?
Das ist also Soja?
Welche Möglichkeiten der Verständigung untereinander gibt es?
Was bedeutet „das Sorgenfreie“?
Paßt bloß auf, Kinder!
Bevor ihr bis zehn zählen könnt, seid ihr genauso wie wir.
Unwillkürlich denkt man an eisige Kälte, Verbannung und Einsamkeit, liest man den Titel.
Hotel Sibirien
Aber bald erfährt man, dass das Hotel den Namen des Besitzers trägt. Dieser ist völlig verzweifelt. Mit allen Mitteln versucht er, seine Frau und seine Tochter
Katja zu einem Ausflug ins Grüne zu überreden. Doch: Zu spät! Gäste stehen vor der Tür: Rudolf Raffstein und Maria. Hans Sibirien kann sich gerade noch verstecken.
Und alles kommt ans Licht, wovor er sich gefürchtet hat: Er ist hochverschuldet bei Rudolf Raffstein, der sein Geld zurück will und ansonsten das Hotel pfändet. Der Kampf der Interessen beginnt. Carola Sibirien, die Frau des Besitzers, bietet Raffstein ihre Tochter im Tausch gegen das Hotel an. Michael schleicht sich ns Hotel und noch ein Gast trifft ein: Die Gräfin von Corazon. Beide haben es auf Raffsteins Köfferchen abgesehen. Die Ereignisse überstürzen sich und die Jagd nach dem wertvollen Köfferchen beginnt...
Vier erwachsene Menschen
Jeder Mensch lebt für sich selbst, ob er nun jung ist oder alt
Im hotel treffen vier Erwachsene aufeinander. Sie haben ihre Lebenshaltung längst festgelegt und verfolgen nur eigene Interessen. Hans Sibirien, der seine Lebenslüge nicht weiter aufrechterhalten kann, flieht in Hilflosigkeit.
Carola Sibirien, seine Frau, verfolgt nur ein Ziel: das Hotel zu behalten – ohne dieses würde sie ihre Existenzgrundlage verlieren. Um das zu verhindern, ist ihr jedes Mittel recht.
Rudolf Raffstein hat nur sein Geld und seine Prinzipien im Kopf. Und Maria nur ihren Rudolf. Sie will ihn heiraten – um jeden Preis.
Zwei junge Menschen
Paßt bloß auf, Kinder. Bevor ihr bis zehn zählen könnt, seid ihr so weit wie wir!
Und es gibt zwei junge Menschen im Hotel, die noch nicht so festgelegt sind wie die Erwachsenen: Katja und Michael. Katja leidet unter der Autorität ihrer Mutter, sehnt sich nach einem normalen Leben und einem Freund. Als sich Michael ins Hotel schleicht und sie aus einer recht aussichtslosen Lage befreit, verbindet die beiden etwas: Sie helfen sich und finden Nähe zueinander. Sie versuchen, anders miteinander umzugehen als die Erwachsenen, von denen sie missachtet und benutzt werden.
Hotel Sibirien erzählt darüber, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen. Die Suche der Jugendlichen nach einem Weg ins Leben steht im krassen Gegensatz zur Festgelebtheit der Erwachsenen. Gelingt es der jungen Generation, den vorgegebenen Schablonen zu entkommen und eigene Perspektiven zu finden?
Boulevard an der Schauburg?
Roel Adam verwendet in dem Stück viele Elemente der Boulevardkomödie. So gibt es zum Beispiel ein Köfferchen, das sich als wichtiges Requisit durch das ganze stück zieht oder einen Mann in Frauenkleidern. Über die Form der Komödie gelingt es Roel Adam, unserem alltäglichen Umgang miteinander einen radikalen Spiegel vorzuhalten. Die Figuren auf der Bühne sind stark überzogen und dadurch komisch. Unter der Komik jedoch liegt ein tiefer Abgrund. Es ist schrecklich, wie die handelnden miteinander umgehen. Auch wenn man lachen muss, so hat man am Ende das Gefühl, vielleicht doch in Sibirien gewesen zu sein.