Die Regentrude

Musiktheater von Peer Boysen und Toni Matheis
Grafik: Hieronymus Bosch & G. Mattei
mit freundlicher Genehmigung von KUNSTKOPIE.DE
Regie
Peer Boysen
Bühne und Kostüme
Peer Boysen
Musikalische Leitung
Toni Matheis
Es spielen
Marie Ruback, Oliver Bürgin, Marion Niederländer, Markus Campana, Johannes Klama, Corinna Beilharz
Musiker
Leo Gmelch, Christian Kaya, Yogo PauschDenis Werb

Die Regentrude

Dauer

70 Minuten

Alter

Ab 9 Jahren

Premiere

20. Oktober 2009

Das Märchen von Storm als großes Musiktheater: Der Sommer ist so heiß wie noch nie. Ein mysteriöser Feuermann tanzt über die Felder. Alles brennt und verdorrt. Die Regentrude ist eingeschlafen und muss aufgeweckt werden, damit es wieder regnet und die Menschheit überleben kann. Begleitet von Zaubersprüchen, lodernden Flammen und orkanhaften Regengüssen gelangt das junge Liebespaar schließlich in das Innere der Erde zur Regentrude.

Nächste Termine

Stück, Thema und Bedeutung

Der Norden Deutschlands um die Mitte des 18. Jahrhunderts – ein Dorf:
„Einen so heißen Sommer, wie nun vor hundert Jahren, hat es seitdem nicht wieder gegeben. Kein Grün fast war zu sehen; zahmes und wildes Getier lag verschmachtet auf den Feldern.“ Schon nach dem ersten Satz im Stück ist das Drama klar: Eine Naturkatastrophe hat die Menschen fest im Griff. Der Sommer ist so heiß wie noch nie. Wassermangel, Ernteeinbrüche, alles brennt und verdorrt. Die Natur spielt verrückt, Menschen und Tiere sterben. Um diesen klimatischen Supergau abzuwenden, muss es dringend wieder regnen. Alle im Dorf stellen sich in den Dienst genau dieser Aufgabe. Nur einer nicht – der Wiesenbauer. Er hatte vor Jahren sumpfiges Wiesenland für wenig Geld erworben, und jetzt, da die Dürre die höheren Felder der Menschen verbrennt, sind seine Scheuern die einzigen im Dorf, die noch prall gefüllt sind. Des einen Pech ist des anderen Glück?

Zu den Unglücklichen im Dorf gehört Mutter Stine. Sie ist durch die Ernteeinbrüche gezwungen gewesen, beim vermögenden Wiesenbauer Geld zu leihen. Nun soll sie mitten in der Erntekatastrophe ihre Schulden zurückzahlen. Da sie dazu nicht in der Lage ist und der Wiesenbauer ihr die Schuld nicht aufschieben will, verlangt er ihre Grundstücke als Pfand. Messerscharf spekuliert er darauf, dass so viel Geld zu verdienen sei. Herablassend meint er: „Nun macht Euch keine Sorge, Frau! Ich brauche das Geld nicht; ich bin nicht der Mann, der aus der Hand in den Mund lebt. Ihr könnt mir Eure Grundstücke dafür zum Pfand einsetzen; sie sind zwar nicht von den besten, aber mir sollen sie diesmal gut genug sein. Auf den Sonnabend könnt Ihr mit mir zum Gerichtshalter fahren.“ Besonders schwer wiegt dieser Fall von sozialer Deformation und dem unbändigen Reflex nach blindem ökonomischen Zuwachs deshalb, da Mutter Stine und der Wiesenbauer schon sehr lange als Nachbarn zusammen leben und ihre Kinder – Andrees und Maren – ein junges Paar sind.

Bis hierhin ist das Stück eine reale und auch sehr heutige Geschichte: Umweltveränderungen fangen an, sich lebensbedrohend für den Menschen auszuwirken. Die (Dorf-)Gemeinschaft, die diesen Veränderungen gegenübersteht, ist geteilt in diejenigen, die die Situation gar nicht ändern, sondern die mit dieser Krise und dem daraus folgendem Elend Vieler Geld verdienen wollen. Die andere Gruppe der Gemeinschaft besteht aus den Menschen, die zwar nicht recht wissen wie sie dieser Krise Herr werden sollen, sich aber doch zumindest von der gemeinschaftlichen Suche nach einer Lösung des Problems in ihrem Handeln leiten lassen.

In ihrer Not erinnert sich Mutter Stine daran, wie ihr vor langer Zeit die Urahn in ähnlicher Situation die Geschichte vom Feuermann und der Regentrude erzählte: „Die Urahn ist mir früh gestorben. Das aber weiß ich wohl noch, wenn wir damals große Dürre hatten, wie eben jetzt, und uns dabei mit der Saat oder dem Viehzeug Unheil zuschlug, dann pflegte sie wohl ganz heimlich zu sagen: 'Das tut der Feuermann uns zum Schabernack, weil ich einmal die Regenfrau geweckt habe!'“ An dieser Stelle verwandelt sich die realistische Geschichte in ein Märchen. Das Problem der Menschen erfährt damit eine Übertragung in die Märchenwelt und soll dort stellvertretend durch den Kampf der Elemente Feuer – Feuermann und Regen – Regentrude ausgetragen und gelöst werden (über die Gründe dieser Übertragung siehe „Entstehung“).

Als der Wiesenbauer die Alte von dieser Geschichte reden hört, lässt er sich auf einen Streit mit Frau Stine ein: „Nun, Mutter Stine, so setzt Euch hin und besinnt Euch auf Euer Sprüchlein. Ich verlasse mich auf mein Wetterglas, und das steht seit acht Wochen auf beständig Schön!“ „Das Wetterglas ist ein totes Ding, Nachbar; das kann doch nicht das Wetter machen!“ „Und Eure Regentrude ist ein Spukeding, ein Hirngespinst, ein Garnichts!“ „Nun, Wiesenbauer, ihr seit einmal einer von den Neugläubigen!“ 

Durch den Streit in die Enge getrieben, lässt sich der Wiesenbauer plötzlich zu einem Versprechen hinreißen, wodurch die Suche nach der Regentrude und der damit verbundenen Lösung des Konfliktes erst eine persönliche und tiefe Motivation für das junge Paar erfährt: „...geht hin und sucht Eure Regenfrau und sprecht Euer Sprüchlein, wenn Ihr's noch beisammenkriegt! Und wenn Ihr binnen heut und vierundzwanzig Stunden Regen schafft, dann (...) dann – – dann – zum Teufel, ja, dann soll Euer Andrees meine Maren freien!“

Für Maren und Andrees ist die nun folgende Suche nach der Regentrude eine Loslösung aus der Abhängigkeit ihrer Eltern. Sie müssen sich jetzt bewähren und – wenn man so will – gleich die Menschheit retten. Das ist eine Aufgabe, die zwar seines Gleichen sucht, aber im Märchen, und genau genommen auch in unserer Welt, zu ganz großartigen Abenteuern führt, und uns mit viel Glück nah an den Sinn des Lebens heranführen kann.
Voller Zuversicht machen sich die beiden auf die Reise. Sie entlocken dem Feuermann sowohl den Zauberspruch als auch den Weg zur Regentrude. Dieser Weg ist unheimlich und gefährlich. 

Dann steigen sie in das Innere der Erde zur Regentrude hinab und das letzte Stück muss Maren ohne Andrees gehen. Allein in einer Welt, deren Sinn sie nicht erfassen kann, fällt sie ganz auf sich selbst zurück und muss sich überwinden, weiter zugehen: „Dichte Finsternis umgab sie; aber Maren atmete doch auf, (...) denn es war kühl hier im Innern der Erde. Kein Laut von oben drang zu ihr herab; nur einmal hörte sie dumpf aus der Ferne die unterirdischen Wasser brausen, (...) So ging sie denn allein über den weiten Rasen und unter den himmelhohen Bäumen dahin, und bald sah der Zurückbleibende nichts mehr von ihr. Sie aber schritt weiter und weiter durch die Einsamkeit. Bald hörten die Baumgruppen auf, und der Boden senkte sich. Sie erkannte wohl, daß sie in dem ausgetrockneten Bette eines Gewässers ging; weißer Sand und Kiesel bedeckten den Boden, dazwischen lagen tote Fische und blinkten mit ihren Silberschuppen in der Sonne.

In der Mitte des Beckens sah sie einen grauen fremdartigen Vogel stehen; er schien ihr einem Reiher ähnlich zu sein, doch war er von solcher Größe, daß sein Kopf, wenn er ihn aufrichtete, über den eines Menschen hinwegragen mußte; jetzt hatte er den langen Hals zwischen den Flügel zurückgelegt und schien zu schlafen. Maren fürchtete sich. Außer dem regungslosen unheimlichen Vogel war kein lebendes Wesen sichtbar, nicht einmal das Schwirren einer Fliege unterbrach hier die Stille; wie ein Entsetzen lag das Schweigen über diesem Orte. Einen Augenblick trieb sie die Angst, nach ihrem Geliebten zu rufen, aber sie wagte es wiederum nicht; denn den Laut ihrer eignen Stimme in dieser Öde zu hören, dünkte sie noch schauerlicher als alles andre.“
Der Verzweiflung nahe, steht sie schließlich vor der schlafenden Trude. Sie nimmt allen Mut zusammen und spricht den Zauberspruch:

„Dunst ist die Welle,
Staub ist die Quelle!
Stumm sind die Wälder,
Feuermann tanzet über die Felder!

Nimm dich in acht!
Eh du erwacht,
Holt dich die Mutter
Heim in die Nacht!“

Nur langsam scheint die Regentrude aus ihrem tiefen Schlaf zu erwachen, bis sie plötzlich, wie aus dem Nichts, neben Maren steht. Eine unheimliche, magisch anziehende Frau, die aus schweren Träumen gerissen scheint und mit weit aufgerissenen, hohlen, toten Augen fragt: „Was willst du?“ Maren überwindet ihre Angst und berichtet von dem ganzen Dilemma da oben auf der Erde. Die Regentrude, vom Bericht Marens sichtlich berührt, spricht sogleich: „So ist es hohe Zeit. Steh auf und folge mir, aber vergiß nicht den Krug, der dort zu deinen Füßen liegt!“

Nun muss Maren ein verwunschenes Schloss mit einem Brunnen suchen, in dem der Regen gefangen ist. Die nötigen Hilfsmittel gibt ihr die Regentrude mit. Auf dem gefährlichen Weg kann sie Maren nicht begleiten. Wieder ist sie allein in dieser eigenartigen faszinierenden Welt. „Plötzlich aber blieb sie stehen; der Ausdruck des tiefsten Entsetzens trat in ihre Augen. Denn neben ihr zerriß die trockene Schlammdecke, und eine große braunrote Faust mit krummen Fingern fuhr daraus hervor und griff nach ihr. 'Mut!' hörte sie die Stimme der Trude hinter sich vom Ufer her. Da erst stieß sie einen lauten Schrei aus, und der Spuk verschwand.“Endlich steht sie vor dem Schloss. Dort gießt sie zuerst das Wasser aus dem Krug über einen glühenden Schlüssel. Mit diesem Schlüssel in der Hand schließt sie den Brunnen auf und endlich... ES REGNET! Kaum, dass die ersten Tropfen das ausgetrocknete Land berühren, verwandelt sich alles in blühende Landschaften wie man es noch nie gesehen hat.

 
Und nicht nur die Landschaft verändert sich. Auch die Regentrude, vorher unheimlich und schwermütig, verwandelt sich nunmehr in eine fröhliche und attraktive Frau. „So hörte sie (Maren) hinter sich ein behagliches Stöhnen wie von einer süßen Frauenstimme. Und wirklich, als sie ihre Augen nach der Vertiefung des Brunnens wandte, sah sie auf dem grünen Moosrande, der dort emporgekeimt war, die ruhende Gestalt einer wunderbar schön blühenden Frau. Sie hatte ihren Kopf auf den nackten glänzenden Arm gestützt, über den das blonde Haar wie in seidenen Wellen herabfiel, und ließ ihre Augen oben zwischen den Säulen an der Decke wandern.“

Auch die Regentrude hat wieder zusehends Spaß am regenmachen, wodurch sie immer in die Hände klatscht. „'Nun!' rief die schöne Frau. 'Wie gefällt dir das?' Dabei lächelte ihr roter Mund, und ihre weißen Zähne blitzten.“
Andrees, der schon auf Maren wartet, sieht zwar die Trude nur im Weggehen, dennoch zeigt sich an seiner Reaktion noch einmal ganz deutlich, welche unausweichliche Faszination von dieser Regentrude ausgeht: „'Alle Tausend, Maren!' rief Andrees, was war denn das für ein sauber Weibsbild?'“
Nun geht alles sehr schnell: Mit einem kleinen Boot kommen beide nach Hause, wo ihnen das ganze Dorf zujubelt. Und der Wiesenbauer?

Da bleibt die Geschichte ganz der Märchenform verpflichtet, denn wir freuen uns über die Wandlung eines üblen Charakters hin zu einem weniger üblen und hoffen auf viele Nachahmer in unserer realen Welt: „'Ja, ja, es regnet!' sagte auch der Wiesenbauer, der wieder mit der Meerschaumpfeife in der Torfahrt seines stattlichen Hauses stand. (...) 'Der Andrees, wie der Vetter Schulze sagt, ist allewege ein guter Bursch, seine Ernte wird heuer auch noch gut, und wenn es etwa wieder drei Jahre Regen geben sollte, so ist es am Ende doch so übel nicht, wenn Höhen und Tiefen beieinander kommen. Drum geht hinüber zu Mutter Stine, da wollen wir die Sache allfort in Richtigkeit bringen!'“

Truden

Eine Trude ist in historischen Überlieferungen und in der Sagen- und Märchenwelt meistens ein gespenstisch weibliches Wesen. Genauer ein Mischwesen zwischen Alb und Zauberin oder auch Fee. Sie hat etymologisch nichts mit dem keltischen Druiden zu tun, sondern eher mit einer mit Geheimnissen Vertrauten.

Von ihren Grundeigenschaften her gehört die Trude zu den Dunkelelben, in einer Reihe mit dem Alb, dem schwarzen Mann, dem Nachtschrat, Albmahr usw. Ihre Elemente sind Erde und Wasser. Zu Hause sind sie alle in den Träumen der Menschen, in Drudenbäumen, in dunklen Wäldern oder Höhlen. Ihr Erkennungszeichen ist ihre scheinbare Gesichts- und Gestaltlosigkeit. Die Trude kann auch durch das Schlüsselloch kommen und sich wie ein schwarzes Monster unterm Bett verstecken. Sie lässt sich nur vertreiben, wenn man ihren wahren Namen nennt, also den Grund des Albtraums kennt. Eine andere Quelle berichtet in diesem Zusammenhang, dass man dieses Wesen mit dem Spruch „Komm morgen und leih dir was“ zur Aufdeckung seiner Identität zwingen könnte und somit vertreibt.

Der Albdruck, also das Drücken eines Menschen, wird vor allem im bayerisch-österreichischen Raum der Trude zugeschrieben. Sie setzt sich auf die Brust von Schlafenden und drückt sie so fest, dass diese sich nicht rühren oder schreien können, dann fast ersticken und panisch aufwachen – Albtraum durch Albdruck. Ein anderer Volksglaube berichtet, dass die Trude Wanderer verfolgt und Hohn lachend auf ihren Schultern reitet. Das erzeugt Rückenschmerzen und lässt die Beine der panisch Fliehenden zu Blei werden – Hexenschuss/Albschuss, Muskelkater. Außerdem verwandelt sie Kinder in Holzscheite und wirft sie ins Feuer (bei den Gebrüdern Grimm).

„schlaf, büble, schlaf 
die mutter gibt acht 
dasz die trud dich nit drückt  
und der alp nit erstickt“

Entstehung

Theodor Storm schrieb „Die Regentrude“ an Weihnachten 1863 im thüringischen Heiligenstadt, wo er seit 1856 Kreisrichter war. Veröffentlicht wurde „Die Regentrude“ dann in der Leipziger Illustrierten Zeitung Nr. 43 im Jahr 1864.

Der geschichtliche Hintergrund dieser Zeit trug indirekt zur Entstehung dieses Märchens bei. Storm war durch die dänische Besatzung gezwungen worden, seine geliebte Heimat Schleswig-Holstein zu verlassen und sich an wechselnden Orten aufzuhalten. Als glühender Patriot erfuhr er in Heiligenstadt geradezu Ungeheuerliches aus der Heimat:

Preußen und Österreich (als sog. Signaturmächte des Londoner Protokolls) verlangten von Dänemark die ultimative Zurücknahme der sog. Novemberverfassung (also die Eingliederung Schleswigs ins dänische Königreich) innerhalb von 48 Stunden. Diese Nachricht schlug am 16.1.1864 wie eine Bombe in sein Leben ein, die auch seine literarische Arbeit unmittelbare beeinflusste. Am 18.1.1864 lehnte die dänische Regierung das Ultimatum ab. Am 1.2.1864 begann daraufhin der Krieg. Preußische und österreichische Truppen überschritten die Grenze und rückten über Flensburg bis nach Jütland vor. Storm fühlte sich von diesen politischen Ereignissen so überrumpelt, dass er aus der Wirklichkeit in die Welt der Märchen flüchtete.

In einen Brief an seinen langjährigen Freund Hartmuth Brinkmann schreibt er am 18.1.1864: „Trotz dieser politischen Aufregung, vielleicht gerade durch sie, weil sie ihr Gegengewicht verlangte, ward mir in dieser Zeit, was ich mir seit 20 Jahren vergebens oft gewünscht hatte, die Fähigkeit und der fast dämonische Drang zur Märchen-Dichtung (ich nehme Märchen im weitern Sinne, wie auch Hauff es that).“ 

Das Ergebnis dieses dämonischen Drangs sind Märchen wie „Bulemanns Haus“, „Der Spiegel des Cyprianus“ und eben „Die Regentrude“. Später meinte er einmal, er habe nie etwas Besseres, aus dem Vollen Entsprungenes geschrieben als „Die Regentrude“... und wer weiß, vielleicht lag es ja genau an den von politischen Erschütterungen verursachten dämonischen Drang, Märchen zu schreiben.

Inszenierung
 

Aus der Erzählung von Theodor Storm haben Peer Boysen und Toni Matheis ein großes Musiktheaterstück geformt. Peer Boysen hat bei der Erstellung seiner Textfassung nur mit stormschen Originaltexten gearbeitet. Das heißt, bis auf die Lieder (siehe Kapitel „Lieder“), deren Texte man neu dazu suchen musste, und dem kurzen Märchentext der Gebrüder Grimm von „Frau Trude“ in der Regentrudenszene, ist kein Text zusätzlich dazu gedichtet worden.

Vorallem die Dialoge von Storm dienten für eine direkte dramatische Zuspitzung entsprechender Situationen. Aber auch erzählende Passagen aus der Originalerzählung hat er in seine SchauBurg-Fassung mit eingezahnt, was in Kombination mit seinen inszenierten Bildern große Momente innerer Kontemplation hervorruft.

Die Musik von Toni Matheis, ob in Liedern oder als reine Instrumentalmusik, zeichnet sich vor allem durch ein hervorragendes Verständnis für den dramatischen Sinn einer Situation aus. Nie sucht sie etwas außerhalb des dramatischen Kontextes um dort ein Eigenleben zu behaupten. Im Gegenteil, sie versucht den entsprechenden dramatischen Moment nach innen zu wenden um zu verstärken, was der von Peer Boysen entworfenen inneren Kontemplation an Form und nonverbaler Tiefe noch abkömmlich ist.

Darüber hinaus ist die Inszenierung mit einer Vielzahl an spektakulären Einfällen und Umsetzungen gespickt, so dass die Fallhöhe, wenn ein Moment der Erkenntnis die Szene beherrscht, die Intensität der eigenen Fantasie extrem erhöht oder diese doch zumindest anregt wird.

Richtiges Feuer und Wasser, Nebel, Blitz und Donner runden diesen großen Theaterabend in seiner äußeren Form spektakulär ab. So ist „Die Regentrude“ an der SchauBurg ein MUSS für all diejenigen, die Theater lieben oder dessen spezifischen Zauber kennen lernen möchten.

Theodor Storm

Storm wurde am 14.9.1817 in Husum geboren. Er stammte aus einer alten holsteinischen Patrizierfamilie, der Vater war Advokat. Er besuchte die Gelehrtenschule in Husum, dann ein Gymnasium in Lübeck. Anschließend studierte er von 1837-1842 Jura in Kiel und Berlin und wurde 1843 Rechtsanwalt in Husum. Storm musste während der dänischen Besetzung die Heimat verlassen und kehrte nach Aufenthalten in Potsdam (1852) und Heiligenstadt (1856) erst 1864 nach Holstein zurück. 1867 wurde er Amtsrichter und 1879 Amtsgerichtsrat. Er starb am 4.7.1888 in Hademarschen/Holstein.
Theodor Storm gilt als einer der bedeutendsten Novellisten und Lyrikern des deutschen Realismus'.

Liedtitel

KOMPOSITION: TONI MATHEIS

Hochzeitslied „Glück und Freud‘ und Himmelssegen“
Text: Toni Matheis

Lied Frau Stine „O meine Jugend“
Text: François Villon

Lied Wiesenbauer „I han es chlyses Schiff ly“
Text: Schwyzerdütsches Volksgut

Lied Feuermann „Dunst ist die Welle“
Text: Theodor Storm

Lied Ensemble „Dunst ist die Welle“
Text: Theodor Storm

Duett Maren und Andrees „Igel und Agel“
Text: Christian Morgenstern

Lied (1) Regentrude „Das dürre Blatt“
Text: Nikolaus Lenau

Lied (2) Regentrude „Der Rabe Ralf“
Text: Christian Morgenstern

Lied Andrees „Liedchen“
Text: Joachim Ringelnatz

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