Klamms Krieg

Auf den 23. Bayerischen Theatertagen 2005
ausgezeichnet mit dem DARSTELLERPREIS für Peter Ender und
dem PREIS DER JUGENDJURY!
Regie
George Podt
Es spielt
Peter Ender

Dauer

80 Minuten

Alter

Ab 16 Jahren

Premiere

02. Oktober 2002

Ein Schüler fällt durch das Abitur und bringt sich daraufhin um. Deutschlehrer Klamm gab Sascha statt der notwendigen sechs nur fünf Punkte. Die Schüler seines neuen Leistungskurses machen ihn für den Selbstmord verantwortlich und erklären ihrem Lehrer den Krieg. Schriftlich. Öffentlich. Getrieben von seinem Berufsethos, zwischen Hass und Verzweiflung, nimmt Klamm den Kampf gegen die schweigende Klasse auf. Ein fulminanter Monolog über das Leiden an der Schule. Spannend, schonungslos und hochaktuell.

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Zum Stück

Ausgangspunkt des Stückes ist ein Schulkonflikt: Ein Schüler fällt durch das Abitur und bringt sich daraufhin um. Deutschlehrer Klamm gab Sascha statt der notwendigen sechs nur fünf Punkte. "Sascha war mein Schüler, richtig. Deutsch Leistungskurs, ein Jahr über Ihnen, der Abiturjahrgang. Ein schlechter Schüler! Er hat nichts von Schillers Freiheitsbegriff verstanden, gar nichts! Trotzdem habe ich ihm für das letzte Semester fünf Punkte gegeben. Ich habe sie ihm gegeben aus Anerkennung - für sein Bemühen, seine redliche, wenn auch fruchtlose Anstrengung. Aber ich habe mit mir gerungen! Eigentlich wollte ich ihm nur vier Punkte geben. Und obwohl ich wusste - die Kollegen hatten es mir noch mal gesagt -, dass sechs Punkte nötig gewesen wären, um ihn das Abitur bestehen zu lassen, habe ich mir die Entscheidung nicht leicht gemacht." Die Schüler seines neuen Leistungskurses machen ihn für den Selbstmord verantwortlich. Sie erklären ihrem Lehrer den Krieg. Schriftlich. Öffentlich.. Sie verweigern den Unterricht und verlangen eine Entschuldigung, was für Klamm einem Eingeständnis an einer Mitschuld gleich käme. "Ich mich, bei der gesamten Schülerschaft für Saschas Tod entschuldigen? Das ist der Aberwitz. Wofür?" Getrieben von seinem Berufsethos, zwischen Hass und Verzweiflung, nimmt Klamm den Kampf gegen die schweigende Klasse auf. Er kämpft mit allen Waffen, die ihm zur Verfügung stehen: Bestechungen, Beurteilungen, Noten und einer Browning... Mal spricht Klamm seine Schüler direkt an, mal reflektiert er die Dinge allein, was einen ungeschminkten Einblick in die Psyche dieser Figur erlaubt: Nicht nur der offen ausgetragene Krieg mit seinen Schülern bringt Klamms pädagogischen Eros an den Rand einer Hybris, sondern auch der kalte Krieg mit der Institution Schule. "Ich betrete das Lehrerzimmer. Diplomatisches Parkett, ich grüße meine Kollegen, wünsche einen Guten Morgen, und meine Kollegen grüßen zurück. Ich nehme mir eine Tasse Kaffe und scherze mit der Referendarin. Doch als ich zu meinem Platz gehe, rücken meine Kollegen weg; nicht viel, nur ein bisschen, als ob ich schlecht rieche oder eine Krankheit habe. Ich mache mir den Spaß und rücke ihnen nach, auch nur ein bisschen, als ob's Zufall wäre. Und das Lustige: Sie reden immer weiter, verstehen Sie? Tun, als wäre diese Hin- und Herrückerei das Selbstverständlichste der Welt."

Mit zunehmender Dauer dieses Krieges werden Klamms Verschleißerscheinungen deutlicher und sein Innenleben gerät in immer wahnwitzigere Situationen. Dann fließt Blut. Klamm hat sich den Kopf an einem Waschbecken aufgeschlagen. Eine unbegründete Todesangst übermannt ihn. In dieser existenziellen Situation offenbart sich Klamms Zerrissenheit. Er versucht mit seinem eigenen Blut Wörter auf die Kloschüssel zu schreiben. Doch da ist nur Platz für drei, vier Wörter. "Da heißt es Überlegen, Wesentliches vom Banalen trennen, die Wahrheit auf den Punkt bringen. Drei Wörter." Sein pädagogischer Eros ist für Klamms Krieg Motiv und gleichzeitig Verhängnis. Schließlich stellt er erschöpft fest, dass Lehrer "(...) den Krieg nicht gewinnen können! (...) Die Waffen werden stumpf, der Lehrer wird alt und müde, (...)." In die Enge getrieben, zwischen pädagogischem Ehrgeiz und moralischen Selbstvorwürfen an Saschas Selbstmord, lächelt ihn "(...) die Wahrheit wie ein unschuldiges Kind an. Drei Wörter. Warum habe ich es nicht gleich gesehen? Ich schreibe die Wahrheit, die Essenz auf den letzten freien Fleck: 'Lehrer sind Mörder.' (...) Jetzt sterben, denke ich. Alles ist gesagt, nichts kann noch kommen."Mitnichten. Jetzt kommt Klamm erst richtig in Fahrt. Mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln, versucht er die Klasse zurück zu gewinnen: "Bald kommt der Tag, Ihr großer Tag, der auch für mich immer ein großer Tag gewesen ist. Festlich gekleidet stehen Sie auf der Bühne der Aula, Ihr Abiturzeugnis in der Hand. (...) Als Kinder sind Sie gekommen, als Erwachsene gehen Sie fort. Und in jedem steckt ein Teil von mir, das sind Augenblicke des Glücks. Augenblicke der tiefsten Befriedigung, und deshalb ist Lehrer vielleicht der schönste Beruf, den es gibt."

Kai Hensels Stück geht es in der Ausarbeitung seines Themas nicht um die Beantwortung der Schuldfrage von Saschas Selbstmord. Sie ist zwar Auslöser des Stückes, bleibt aber letztlich immer nur Vehikel der Handlung. Vielmehr interessiert den Autor die Sozietät des Tatorts, die Abhängigkeiten und Zwänge zwischen Schülern und Lehrern im Schulalltag, in dem Saschas Selbstmord möglich wurde. Mal sind es die Argumente des Lehrers, der die Sympathien des Autors gehören - "Als junger Mensch konnte ich mir nicht vorstellen, wie das ist, Lehrer zu sein. Ich dachte immer, ein Lehrer schläft nie, er isst und trinkt auch nicht, er sitzt nur da, korrigiert und verteilt Zensuren. Heute weiß ich, dass auch Lehrer Menschen sind, ihre Fehler und Schwächen haben, (...). Sie haben ihre Hochs und Tiefs, manchmal liegen sie nachts wach und grübeln, was sie hätten anders machen können. Natürlich, ein Lehrer kann in dem Sinne gar nichts anderes machen, er muss Leistung bewerten, wie sie erbracht wurde, und Schluss." - mal sind es Klamms verbale Entgleisungen, die die Verweigerungshaltung der Schüler als folgerichtig erscheinen lassen. Kai Hensels Stück zeigt Verständnis für beide Seiten. Es reagiert nicht mit Schuldzuweisungen. Vielmehr verweist der Text auf den realen Schulalltag und bezieht somit Schüler und Lehrer in einen möglichen Diskurs über die Ursachen des Selbstmordes und über das alltägliche Leiden am System Schule ein.

Die Bereitschaft, über die Ursachen von Gewalt an Schulen nachzudenken, ist gestiegen. Theater kann keine Antwort geben auf gesellschaftliche Fragen. Der Beitrag, den Theater leisten kann, ist nicht dokumentarisch, ist keine Berichterstattung aus dem wirklichen Leben. Aber Theater kann ein öffentlicher Ort sein, an dem Konflikte verhandelt werden, die unter den Nägeln brennen. Es kann einen Beitrag liefern zu den drängenden Fragen, mit denen man nach 'Erfurt' konfrontiert wird und kann kontroverse Diskussionen auslösen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder zum Amoklauf in Erfurt

(26. April 2002: Beim Amoklauf in einem Erfurter Gutenberg-Gymnasium kommen 17 Menschen ums Leben. Unter den Toten ist auch der Täter. Der Jugendliche hatte die Schule gestürmt.)

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir alle stehen heute noch unter dem Schock des entsetzlichen Verbrechens am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt. Wir trauern um die Opfer dieser Bluttat; unser Mitgefühl gilt ihren Angehörigen, aber auch den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums: Ihnen sind nicht nur ihre Lehrerinnen und Lehrer, eine Mitschülerin und ein Mitschüler entrissen worden, sie haben auch ihre Schule als einen Ort des unbeschwerten Lebens und Lernens verloren. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass das Gutenberg-Gymnasium diesen jungen Menschen einmal wieder ein solcher Ort sein kann.

Seit den Ereignissen von Erfurt fragen wir uns: Wie konnte so etwas geschehen? Und was müssen wir tun, damit so etwas nie wieder passiert? Darauf werden wir Antworten finden müssen - Eltern in der Erziehung ihrer Kinder, Pädagogen im Unterrichten ihrer Schülerinnen und Schüler und diese selbst in ihrem Umgang miteinander.

Und die Politik? Diese singuläre Tat, die unsere Vorstellungskraft übersteigt, bedarf seitens des Staates der gründlichen Analyse und entschlossener Konsequenzen. Ich glaube aber, dass dieses furchtbare Ereignis den Umgang unserer gesamten Gesellschaft mit gewaltdarstellenden Medien aller Art grundlegend ändern könnte. Wir werden wohl nie über einen unmittelbaren wissenschaftlichen Beweis für einen direkten Zusammenhang von Taten wie dieser und der Darstellung von Gewalt verfügen. Aber ist das überhaupt notwendig? Es kann doch einfach nicht richtig sein, dass junge Menschen heutzutage in den elektronischen Medien so viel Gewalt als 'Unterhaltung' angeboten bekommen. Das soll keinen Einfluss auf die Seele eines jungen Menschen haben?

Wir werden deshalb die Bestimmungen des Jugendschutzes überprüfen. In meinem Gespräch mit den Intendanten der Fernsehanstalten und privaten Sendern habe ich die Einrichtung eines Runden Tischs angeregt. Sein Ziel ist die Eindämmung von Gewaltdarstellung in elektronischen Medien. (...)

Dabei geht es niemandem um vordergründige Schuldzuweisungen, sondern allein um die Frage: Was können die Verantwortlichen in allen Teilen der Gesellschaft tun, um eine Wiederholung auszuschließen? Es war ein sehr sachliches Gespräch, bei dem deutlich geworden ist, dass sowohl die Medienanstalten - die privaten und die öffentlich-rechtlichen - als auch die Politik wirklich hart arbeiten wollen, um Wiederholungen zu verhindern, so weit das menschenmöglich ist. Das sind wir den Opfern von Erfurt schuldig.

Ihr Gerhard Schröder. (3. MAI 2002)
 

Der Autor

Kai Hensel wurde 1965 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur Assistent in der FDP Landesgeschäftsstelle Hamburg, dann Werbetexter in Hamburg und Frankfurt. Geschäftsführer der "Metamedia Marketing GmbH" in Berlin, danach verschiedene Jobs vom Tellerwäscher bis zum Museumswärter. Freier Autor für private Radiosender, Konzeption von Wahlwerbung für die FDP, Ghostwriting für Erika Berger, Pornozeitschriften und Romane.
Mehrmonatige Reisen durch Europa, Afrika und Asien.

Zwei Spielzeiten als Regisseur an den Bühnen Lübeck (Inszenierungen u. a. von Goethe, O. Bukowski, Dostojewski), danach in Köln als Autor für die Comedy-Show "RTL Samstag Nacht" sowie zahlreiche Serien (alles von "Alarm für Cobra 11" über "Klinikum Mitte" bis "Die Männer vom K3") und Spielfilme (u. a. Nominierung Max-Ophüls-Preis und Bundesdrehbuchpreis für "Kismet").

Seit 1999 in Berlin. Uraufführung der beiden ersten Theaterstücke - "Klamms Krieg" und "Party mit totem Neger" - am Staatsschauspiel Dresden. "Klamms Krieg" ist inzwischen vielfach nachgespielt worden bzw. in Vorbereitung für die neue Spielzeit, u. a. in Hamburg, Hannover, Kassel, Kiel, Leipzig, München und Zürich. Im Sommer 2000 wurde beim MDR eine Hörspielfassung des Textes produziert und erstmals gesendet. Die Uraufführung des dritten Stückes "Weg in den Dschungel" findet zu Beginn der Spielzeit 02/03 am Staatsschauspiel Dresden statt. 

Schillerförderpreis 2001 des Landes Baden-Württemberg für "Weg in den Dschungel" Deutscher Kurzkrimipreis

Eine Schulaufgabe - Reaktion auf ein Schulgastspiel*

15. Januar 2004 / 10b / Literarische Charakteristik 

Aufgabe des Lehrers: "Oberstudienrat Klamm (Kai Hensel, 'Klamms Krieg') wurde versetzt – ausgerechnet an ein Gymnasium, an dem er nun der Deutschlehrer eines guten Freundes von dir sein wird. Der will wissen, wie Klamm 'so ist' – und du bemühst dich um eine differenzierte Antwort, die vielleicht beiden Seiten helfen kann (deinem Freund und seinen Mitschülern einerseits, dem neuen Lehrer andererseits).
(Aus dem Gedächtnis wörtlich genau zu zitieren ist wohl kaum möglich – bemühe dich dennoch.)"

Der Antworttext eines Schülers: "Ja, wir hatten Klamm in Deutsch. Eine außergewöhnliche Beziehung zwischen Lehrer und Klasse, wie du noch merken wirst. Wenn ich dir die Geschichte erzähle, wirst du merken wie er so ist.
Klamm ist auf den ersten Blick der typische Lehrer Mitte fünfzig. Er hat eine Halbglatze, trägt immer ein kariertes Sakko mit Hemd und Fliege drunter und eine Lesebrille. Er hat ein phänomenales Wissen und hält sich für den besten Deutschlehrer der Schule, wie er uns selbst gesagt hat. Damit hat er auch gar nicht so unrecht, denn wenn ein Schüler ihm eine Frage stellt, dann ist die Antwort stets korrekt und hört sich an wie aus einem Buch vorgelesen. Aber mit 'bester Deutschlehrer' meint er wohl 'am meisten wissender', denn ob die Klasse motiviert ist oder ob der Unterricht Spaß macht, ist ihm egal. Er diktiert einfach nur sein Wissen und verlangt, dass man das Gelernte in der Klausur wiedergibt. ('Tja, am Montag schreiben wir Klausur, da müssen Sie`s ja dann wissen.') In seiner Notengebung orientiert er sich an den Besten und verteilt kühl und sachlich aber gerecht seine Noten, wie es auch seine Aufgabe als Lehrer ist. Doch genau das wurde ihm zum Verhängnis an unserer Schule.
Ich sagte wir kennen ihn genauer, denn aufgrund eines schlimmen Vorfalls öffnete er sich uns wie es bislang kein Lehrer getan hat. Ein Junge namens Sascha hätte noch einen Punkt zum Bestehen seines Abiturs gebraucht. Die Kollegen wiesen Klamm darauf hin, dass er ihm diesen Punkt doch in Deutsch geben könne. Klamm gab ihm also statt geplanter fünf Punkte auch die nötigen sechs. Aber dann, erzählte er uns aufgewühlt, kam dieser Sascha zu ihm nach Hause um sich den Punkt zu erschleimen. Das ärgerte Klamm so sehr, dass er ihm den Punkt, den er sowieso nicht verdient hatte, wieder strich. Die Schuld am Tod des Schülers, der sich daraufhin erhängte, gaben alle dem Klamm.
Dazu muss man sagen, dass Klamm bei uns Schülern, wohl aufgrund seiner Strenge und Konsequenz ('Er hätte sich eben mehr anstrengen sollen.'), nie sonderlich beliebt war. Ebenso wenig aber auch bei seinen Kollegen. Das liegt an seiner sozialen Ungeschicklichkeit. Er ist ein Ordnungshüter und ein Workaholic. Im Umgang mit Menschen ist er unerfahren, denn statt einmal ein paar nette Worte mit der Biolehrerin zu wechseln, weist er sie darauf hin, dass sie es melden müsse, wenn sie den Tageslichtprojektor kaputt macht. Oder er greift einen Sportlehrer an, weil dieser 'an den Zaun pisst'. 
Aus Solidarität zu Sascha, den wir kaum kannten, erklärten wir Klamm den 'Krieg', wie wir es in einem Brief der ganzen Klasse nannten. Fortan boykottierten wir seinen Unterricht mit eisigem Schweigen. Das machte Klamm so fertig, dass wir von Stunde zu Stunde mehr über ihn erfuhren. Er führt Akten über jeden Schüler und jeden Lehrer, ein Tagebuch auch. Sein Keller ist voll davon. Es scheint sein Hobby zu sein, aus dem man auch erkennen kann, dass auch er einen Krieg führt. Er dokumentiert jede Handlung, jeden Fehler seiner 'Gegner' um gewappnet zu sein, wenn es zum Beispiel zu einer Initiative gegen ihn kommt. Auch sein Hang zur Ordnung ist in den Akten erkennbar. Er hat uns einige vorgelesen und uns sogar zu sich nach Hause eingeladen, um in seinem Keller zu stöbern. Als Sittenwächter prangert er Fehler und 'Untaten' der Kollegen und Schüler an. 

In den letzten Stunden mit ihm haben wir die seltsamsten Dinge erfahren: Zusammen mit dem Direktor hat er sich eine Handfeuerwaffe gekauft, für den Krieg gegen die Schüler, was wohl symbolisch gemeint war. Zwischen dem Direktor und ihm besteht eine merkwürdige Freundschaft. Vielleicht denken sie beide gleich über andere...
Klamm fühlt sich trotz seiner Überzeugung, dass er Sascha gerechter Weise durch das Abi fallen ließ, schuldig an dessen Tod. Er hat uns erzählt, dass er sein Badezimmer einmal dem Satz 'Lehrer sind Mörder' beschrieben hat, mit seinem eigenen Blut und das immer wieder, was, wie ich finde, ein echtes Schuldbekenntnis ist. Außerdem gestand er uns, dass er zum Korrigieren oft Whisky trinkt. Eine Stunde hat er einmal betrunken bzw. angetrunken gehalten und seinen Scotch sogar vor uns auf den Tisch gestellt! 
Aber er ist auch nur ein Mensch und ein insgeheim sensibler noch dazu, und zu spät haben wir erkannt, dass das was wir ihm angetan haben, Unrecht war. Warum hat nicht der Englisch- oder Physiklehrer Sascha den fehlenden Punkt gegeben? Warum wurde Klamm die Schuld zugeschoben? Hat er nicht immer sein Ding durchgezogen? Er muss nicht seine Prinzipien andern, weil ein Schüler zu faul war. Der einzige Schuldige ist Sascha selber: hätte er sich mehr angestrengt, wäre es sicher was geworden mit seinem Abitur. Klamm ist fair und berechenbar in seinen Methoden. Er hat uns selbst gesagt, dass er auch einem Schüler, der 'nix kapiert', sich aber bemüht, Punkte gibt. Im Nachhinein tut es mir Leid zu seinen Mobbern gehört zu haben.
Er ist Lehrer von ganzem Herzen, denn er hat uns gesagt, dass es auch ein wunderbarer Moment für ihn ist, wenn die Schüler ihre Zeugnisse bekommen. Deshalb rate ich euch, ihn wie jeden guten anderen Lehrer auch zu behandeln, dann bekommt ihr einen solchen, der euch viel beibringt und es selbstverständlich auch überprüft. Das ist besser für euch als irgendein Chaot, bei dem man nicht weiß, was zu tun ist. Und vielleicht wird er auch wieder privat sein Leben beruhigen können, wenn ihm ein Neuanfang gelingt. Ich wünsche ihm 'Waffenstillstand' mit den Schülern bis zu seiner Pensionierung."

* Wir danken dem Schüler und dem Lehrer des Ludwigsgymnasiums München für die Verwendung dieser Schulaufgabe.

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