Die Drei Wünsche

nach Johann Peter Hebel
von Birgit Hageby,Lars Rudolfsson und Guus Ponsioen
Auf den 24. Bayerischen Theatertagen 2006 ausgezeichnet mit dem PREIS DER JUGENDJURY!
Regie:
Johannes Schmid
Musikalische Leitung:
Toni Matheis
Bühne und Kostüme:
Caroline Brösamle
Choreographie:
Birgitt Paulus
Es spielen:
Tamara Hoerschelmann, Marie-Christine Ruback, Sebastian Hofmüller, Hussam Nimr, Tim Kalhammer-Loew
Musiker:
Raoul Alvarellos, Enrique Ugarte

Die Drei Wünsche

Dauer

80 Minuten

Alter

Ab 9 Jahren

Premiere

15. Februar 2005

In einem heruntergekommenen Lokal erzählt ein dubioser Gast die alte Geschichte von den 'Drei Wünschen'. Mit seiner Erzählung wirft er bei Lisbeth und Signe die Frage auf, was sie sich denn wünschen würden. Und als Lisbeth auf dem Weg in die Stadt der Königin des Waldes begegnet, die ihr wirklich drei Wünsche verspricht zu erfüllen, wünscht sie sich viel Geld, das größte Haus und den schönsten Mann. Und siehe da, die Königin des Waldes hält Wort. Alle Wünsche gehen in Erfüllung. Und doch wird Lisbeth nicht glücklich.

Nächste Termine

Die Frage nach dem rechten Leben

Ein Kennzeichen vieler Johann Peter Hebel-Geschichten ist das MERKE am Schluss. In seiner bekannten Parabel "Die Drei Wünsche" ist sein Fazit so weise, dass es sich auch heute noch jeder hinter die Ohren schreiben sollte:

"Merke: Wenn dir einmal die Bergfei also kommen sollte, so sei nicht geizig, sondern wünsche Numero eins: Verstand, dass du wissen mögest, was du Numero zwei: wünschen solltest, um glücklich zu werden. Und weil es leicht möglich wäre, dass du alsdann etwas wähltest, was ein törichter Mensch nicht hoch anschlägt, so bitte noch Numero drei: um beständige Zufriedenheit und keine Reue. Oder so: Alle Gelegenheit, glücklich zu werden, hilft nichts, wer den Verstand nicht hat, sie zu benutzen."
Die Suche nach dem Glück, das ist es, worum sich alles dreht in "Die Drei Wünsche".

Aber das Glück ist so flüchtig. So selten. Muss man mit Glückshaut geboren sein, um glücklich werden zu können? Oder gilt: Jeder ist seines Glückes Schmied? Gibt es Menschen, die immer gewinnen und andere, die immer verlieren? Glück fällt niemandem in den Schoß. Selbst der Junge aus dem Grimm-Märchen, der mit der Glückshaut geboren wurde, muss erst einige Prüfungen bestehen, bevor er sein Glück genießen kann. Glück kann man auch nicht mit Geld kaufen oder mit Macht bestimmen. Diese Erfahrung macht auch Lisbeth in "Die Drei Wünsche".

Der Ton aus Johann Peter Hebels Geschichten weht aus einem anderen Jahrhundert zu uns. Er erzählt leicht, lebhaft, staunend, spannend. Wie von heute. Er hat das Talent, in ebenso einfachen wie zugleich kunstvollen Sätzen zu erzählen, und zeigt mit galligem Humor, wie er die Menschen durchschaut. Zwar ist er altmodisch, aber man hört ihm gerne zu, denn seine Fragen nach dem rechten Leben sind heute so aktuell wie 1811, als die Prosasammlung "Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes" erschien.
 

Die Vorstellung

In einem heruntergekommenen Wirtshaus müssen die beiden Mädchen Lisbeth und Signe unter der Knute des Wirts schwer schuften. Er kommandiert und schikaniert sie, dass man Mitleid mit ihnen bekommen könnte. Ein paar Kerle sitzen an Tischen, trinken Bier und reden miteinander. Einer von ihnen ist ein Fabulierer. Er kennt die Geschichte von den "Drei Wünschen". Und er erzählt sie so leidenschaftlich, so schön, dass ihm bald alle lauschen. Auch die beiden Mädchen. Und sie fangen an zu träumen. Was würden sie sich denn wünschen, wenn ihnen die gute Fee erschiene. Bis spät in die Nacht träumen sich die beiden in ein besseres Leben.

Die Kneipenbesucher verwandeln sich in wunderbare Musiker, die die Mädchenträume auf Akkordeon und Klarinette beflügeln, und der Geschichtenerzähler beobachtet zufrieden, was er ausgelöst hat. Der nächste Morgen kommt und mit ihm der Alltag. Aufstehen, Bettenmachen, Kartoffelnschälen, Wirtshaus putzen. Lisbeth wird in die Stadt geschickt, um als Schuhputzerin zusätzlich Geld zu verdienen. Die Geschäfte laufen nicht schlecht, ihre Stimmung wird immer besser, die Kunden immer zahlreicher und Lisbeth beschließt, einen Teil der Einnahmen für sich zu behalten. Mit Geld glaubt sie, dem unglücklichen Leben bei dem schmierigen und tyrannischen Wirt entkommen zu können.

Der Geschichtenerzähler wirft die nächste Passage aus den "Drei Wünschen" in die Runde, und Lisbeth macht sich auf den Heimweg. Im Wald begegnet ihr ein eigenartiger Mann, der sie bittet, ihr einen Gefallen zu tun. Nur zögernd geht Lisbeth darauf ein; als Belohnung erscheint die Königin des Waldes und verspricht ihr drei Wünsche. Aufgeregt und aufgelöst kommt sie im Wirtshaus und bei ihrer Freundin Signe an. Ihre Gedanken überschlagen sich vor lauter Wünschen. Der Erzähler mischt sich noch einmal mit einem Ausschnitt aus Johann Peter Hebels Geschichte ein, aber Lisbeth versteht seinen diskreten Einwurf nicht als Warnung. Für sie steht fest: Das meiste Geld, das größte Haus und der schönste Mann sollen zum Glück führen.
All ihre Wünsche gehen in Erfüllung. Doch das Glück stellt sich nicht ein. Selbst der Filmstar, den sie heiratet, kann Langeweile und Überdruss nicht übertünchen.

Signe macht sich ebenfalls auf die Suche nach der Waldkönigin. Umsonst. Ihr fällt das Glück nicht in den Schoss. Aber sie bekommt die Chance zu einer wichtigen Erfahrung. Sie macht sich auf die Suche nach einem selbstbestimmten Leben, in dem sie zusammen mit anderen das in die Tat umsetzt, woran sie glaubt. Sie packt die Dinge selber an, die Erfüllung und Bestätigung bringen. Sie setzt in die Tat um, woran sie glaubt und erlebt dabei die wirklichen Glücksmomente, die sich jeder für sein Leben wünscht. Das erkennt auch Lisbeth, und so sind die beiden Mädchen am Schluss des Stücks zwar nicht reich, aber sie tun etwas, was sie aus eigener Kraft bewältigen können. Sie befreien sich durch eigenes Handeln von ihrem Peiniger, dem Wirt und haben eine tragfähige Antwort gefunden auf die Frage: WIE WERDE ICH WIRKLICH GLÜCKLICH.

Erzählen mit Musik

Wenn in einem Stück so viel von der Suche nach dem Glück die Rede ist, dann hört man ja schon die Musik. Die beiden Musiker sind in dieser Vorstellung viel mehr als nur Begleiter der einzelnen Lieder.

So wie der Erzähler durch seine überlieferte Geschichte von Johann Peter Hebel die beiden Mädchen auffordert, den für sie richtigen Lebensweg anstelle des schnellen Glücks zu suchen, so übernimmt auch die Musik eine aktive, man könnte fast sagen treibende Funktion.

Sie hat die Aufgabe, die Mädchen durch die verschiedenen Stationen zu führen, die Musik steuert durch die einzelnen Szenen, imaginiert Räume, lässt Erinnerungen und Gefühle entstehen. Dabei bedient sich der Komponist bei den unterschiedlichsten Musikgenres von Musicalanklängen über Klassikzitate bis zum Gassenhauer und Ohrwurm.

Der Regisseur Johannes Schmid

Geboren 1973 in Niederbayern. Studium der Theater- und Filmwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte in Erlangen und München. Er begann als Regieassistent und dramaturgischer Mitarbeiter bei Gil Mehmert. Seit 2000 Arbeit als freischaffender Regisseur.

Neben seiner Theaterarbeit dreht er seit 1996 Filme, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Bereits 2003/04 realisierte er als Produzent mit seiner Produktionsfirma schlicht und ergreifend in Koproduktion die Komödie "Aus der Tiefe des Raums" von Gil Mehmert, für die er beim Bayerischen Filmpreis 2004 mit dem VGF-Preis für den besten Film eines Nachwuchsproduzenten ausgezeichnet wurde. Johannes Schmid lebt in München.

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