Seiten, die auf The Lovecats live: Einmal weite Welt verweisen

Inspiriert durch eine Erzählung von Jutta Richter

Musikalische Leitung:
Toni Matheis
Regie:
Dagmar Schmidt
Choreographie:
Erich Rudolf
Kostüme:
Kissi Baumann
Puppenbau:
Mano Giesen
Assistenz:
Giesela Höfer
The Lovecats:
Lucie Muhr (Gesang), Klaas Schramm (Gesang), Jan Zehrfeld (Gitarre), Jan Eschke (Keyboards), Florian Schmidt (Bass), Philipp Roos (Schlagzeug), Erich Rudolf als Choreograph

Dauer

80 Minuten

Premiere

10. Juni 2004

"Einmal Weite Welt" ist eine Show, in deren Mittelpunkt die Band "The Lovecats" steht, die einerseits ihren Traum vom Ruhm verfolgt und andererseits musikalisch ihre verlorene Sängerin Satemin auf ihrer Abenteuerreise begleitet. Ihr Repertoire reicht von eigenen Songs über "Die Fantastischen 4", "Element of Crime", "Sugababes" bis "Liza Minelli" u.v.m..

Nächste Termine

Exklusivinterview mit "Show Castle"

"Music was my first love ...”

Ein exklusives Interview der "Lovecats" mit dem Magazin "Show Castle" am Morgen nach der großen After Show Party anlässlich der Verleihung des Golden Grades Awards. Alle Musiker sind wider Erwarten ausgeschlafen und gut gelaunt.

SC: Herzlichen Glückwunsch zu eurem Erfolg ! Wie fühlt ihr Euch jetzt?

Ronnie Gonzales: "Das war schon ein bewegender Moment."

Magic: "Es ist einfach fantastisch, es war so unglaublich, ich kann es heute morgen immer noch nicht fassen." (sein Handy klingelt)

Satemin: "So überraschend, wie alle jetzt tun, ist unser Erfolg eigentlich nicht. Wir haben schließlich hart dafür gearbeitet."

SC: Dann lasst uns doch mal die Zeit zurückspulen. Wie fing Eure Karriere an?

The Flow: "An unserer Schule drehte sich alles nur um Sport. Wir waren Dropouts. Und plötzlich hatten wir eine Band. Dann gab es ein Schulfest und wir spielten. So ging's los."

Eddie: "Angefangen haben wir wie wohl fast alle Bands mit wochenlangen Sessions in muffigen Proberäumen. Wie alle mussten wir mit lärmempfind-lichen Nachbarn, überteuerten Wuchermieten und minderwertigem Equipment kämpfen. Als unser Proberaum nach einem Unwetter überschwemmt war, mussten wir mit dem Vermieter um Schadensersatz prozessieren. Mit diesem Geld konnten wir einen zweiten Anfang starten und haben dieses alte Theater am Elisabethplatz besetzt."

SC: In den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts war das eine der berühmtesten Diskotheken Deutschland: Das Blow Up. Hier sind Jimi Hendrix und Sammy Davis Jr. aufgetreten. Hatte dieses geschichtsträchtige Gemäuer irgendeinen Einfluss auf Euren Sound?

Eddie: "Warum sonst spielen wir "Crosstown-Traffic" in unserer Show?"

SC: Gutes Stichwort: EINMAL WEITE WELT hat ein ganz neues Format. Ihr arbeitet fast ausschließlich mit bestehenden Songs anderer Bands. Dabei habt Ihr Euch aus dem Warenkorb der Pop-Geschichte der letzten 40 Jahre bedient. Handelt es sich dabei um Eure musikalischen Vorbilder oder war das Auswahlkriterium eher "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen"?

Eddie: "Das Neue an EINMAL WEITE WELT ist, dass es eine durchgehende Geschichte gibt. Es geht um eine Band, die endlich den Vorgruppen-Status hinter sich lassen will. Die Sechs sind musikalisch von sich überzeugt und glauben, wenn sie ihre Bühnen-Show perfektionieren, dann sei der Erfolg nicht mehr aufzuhalten."

Magic: "Ähnlichkeiten mit real existierenden Bands sind rein zufällig."

Eddie: "Deswegen engagieren sie einen Choreographen. Kaum ist der im Probenraum aufgetaucht, verliebt sich die Sängerin in ihn, reist ihm hinterher und lässt die Band im Stich."

Schulze-Brömmelkamp: "Nicht nur die Band, sondern vor allem den Sänger, der schwer in sie verliebt ist."

Satemin: "Gut, zugegeben ... EINMAL WEITE WELT ist Teil unserer Band-Historie. Ich hatte mich unsterblich in den Choreographen verliebt, und was aus den "Lovecats" wird, das war mir total egal. Ich musste meinen Weg gehen. Das war zwar nicht einfach, aber wichtig für mich. Ich wusste, wenn ich jetzt nicht gehe, dann nehme ich mir das mein ganzes Leben übel, weil ich es nicht versucht habe. Ich hatte das Gefühl, dass wir nie aus dem Probenraum-Stadium rauskommen, wenn nichts Neues passiert. Und da war er einfach der richtige Kick zur rechten Zeit."

Eddie: "Wir hatten ihn ja für dich engagiert. Aber mit den Folgen hatte keiner von uns gerechnet."

The Flow: "Ich weiß nicht, ob man solche Scheiß-Erfahrungen machen muss, um sich weiter zu entwickeln. Einem Typen hinterreisen, alles hinter sich zu lassen, um dann festzustellen, dass es ist wie immer: Er hat längst eine andere. Ob das jetzt eine wesentliche Erfahrung ist, da hab ich meine Zweifel. Das hätte man doch vorhersehen können."

Schulze-Brömmelkamp: "Also ich hab das damals alles in Songs verarbeitet. Für mich war ihr Weggang durchaus auch produktiv."

Eddie: "Du wieder!"

S.C. Können wir noch mal auf EINMAL WEITE WELT zurückkommen, ehe wir uns in der Vergangenheit festbeißen?

Eddie: "Wie gesagt, die Sängerin reist ihrer großen Liebe hinterher. Bis sie ihn endlich findet, hat sie allerlei unerfreuliche Begegnungen, aber die schlimmste ist die mit der Wahrheit. Zunächst ist ihr Choreograph noch nett ..."

Schulze-Brömmelkamp: "Wenn sie nicht mit Liebes-Blindheit geschlagen wäre, hätte sie sofort seine aalglatte Unverbindlichkeit durchschaut."

Eddie: "... Er beschützt sie doch sogar noch vor einem finsteren Typen, der ihr Geld klaut. Aber dann stellt sich heraus, dass er eine Freundin hat."

Satemin: "Und was für eine! Eine schlimmere Atomic-Suga-Spice-Angels-Puppe kann man sich gar nicht vorstellen. Und die hat er auch noch geheiratet. Für mich bricht eine Welt zusammen. Aber es gibt doch ein Happy End."

SC: Zwischen wem und wem?

Ronnie Gonzales: "Das wäre banal, wenn alles in der individuellen Love-Story hängen bliebe. Die Band kommt wieder zusammen und der Durchbruch gelingt. Das ist das Happy End."

Schulze-Brömmelkamp: (singt) "Music was my first love ..."

S.C.: A propos Music: Da steht noch die Frage im Raum, warum ihr so viele alte Songs gecovert habt.

The Flow: "Egal, ob man covert oder eigene Songs spielt, wichtig ist doch, dass die Band sie sich zu eigen macht."

Eddie: "Bei dieser Produktion stand zunächst der Plot der Geschichte fest: Eine Sängerin lässt ihre Band im Stich, um einem Typen hinterher zu reisen und dann mit der bitteren Wahrheit konfrontiert zu werden, dass er eine andere hat.
Für diese Story haben wir Songs gesucht, die vom Text her so gut passen, dass sie unsere Geschichte ohne gesprochene Passagen transportieren. So ist dieser – wie du das vorhin genannt hast – "Warenkorb der Pop-Geschichte" entstanden."

The Flow: "Die Auswahl der Songs fand nicht immer im Konsens statt. Nicht jeder musste jedes einzelne Lied gut finden. Die Lieder mussten einfach das erzählen, was an dem Punkt der Geschichte gesagt werden sollte. Die Lieder wurden wie Theaterdialoge behandelt."

Ronnie Gonzales: "Als wir an dem Projekt gearbeitet haben, gab es auch Freunde, die gesagt haben, 'das kannst du nicht machen. DIRTY DANCING neben CREEP von Radiohead!“

Schulze-Brömmelkamp: "Mir war wichtig, dass meine Figur nicht nur als der verschmähte Liebhaber rüberkommt, sondern dass es auch inhaltliche Differenzen zwischen Satemin und mir gab, die man auf den kurzen Nenner bringen kann: Englische oder deutsche Texte?"

The Flow: "Deutsche Texte kommen einfach weniger gut an."

Schulze-Brömmelkamp: "Wenn man Dinge beim Namen nennen will, muss man Deutsch singen. Ich meine, wer kann denn so gut Englisch?"

Satemin: "Ein Text muss es aber auch auf den Punkt bringen. Und das geht im Englischen einfach besser."

Schulze-Brömmelkamp: "Songs fliegen einem ja nicht einfach so zu. Man muss schon durchlebt haben, was man singt. Und die Texte müssen über das Erlebte hinausgehen. Das Streben nach solchen lyrischen Meta-Ebenen war mir immer wichtig. Ob die "weite Welt" dann zuhört oder nicht, ist dann schließlich irgendwie auch egal."

S.C. Wir danken für das Gespräch und wünschen volle Säle für die Tour.

"The Lovecats" persönlich

Schulze-Brömmelkamp (Sänger): "Als wir noch jünger waren, haben viele von uns sich betrunken und den Morrissey-Traum gelebt. Viele Leute haben aufgehört, Fleisch zu essen, wegen Morrissey. Ich auch.
Heute orientiere ich mich weniger an anderen. Ich fühle mich wie ein Schriftsteller, der seine literarischen Möglichkeiten auslotet. Bei mir sind es eben Songs, mit denen ich das Pop-Vokabular zu erweitern hoffe. Auch wenn Songwriting für mich eine eher ungeliebte, extrem anstrengende Tätigkeit ist: ich habe genug Vertrauen in den Prozess, um mir sicher zu sein, dass irgendwas kommen wird."

Ronnie Gonzales (Gitarre): "Als ich durch meine späten Teenagerjahre tappte, war ich ziemlich isoliert. Ich verlies kaum das Haus und hatte kein Sozialleben. Ich fühlte mich fremd zu Hause. Ich hatte nicht das Gefühl, mit jemandem über etwas reden zu können. Ich verbrachte sehr viel Zeit in meinem Zimmer. Das war wirklich meine Welt. Da hatte ich meine Bücher und meine Musik. Alles war oben in meinem Zimmer. Meine Welt war oben in meinem Zimmer. Wenn ich von meiner Welt auf die Straße gehen wollte, musste ich durch dieses Niemandsland, das Wohnzimmer und den Flur.
Außerdem hatte ich nie Freunde. Und ich merkte, dass ich, um Freunde zu haben und Leute zu beeindrucken, etwas Außergewöhnliches tun muss."

The Flow (Bass): "Mein Bruder liebte Jazz. Er brachte mich auf die Idee, dass Jazz hip sei. Und das übernahm ich ganz schnell und dachte: 'Das ist toll.' Und ich hörte viel Jazz. Aber es hat Jahre gedauert, bis ich es wirklich verstand. Erst mit fünfzehn oder sechzehn begann ich, Jazz wirklich zu mögen. Aber damals, mit zwölf, dachte ich, dass nichts so hip sei wie Jazz. Wenn die Leute mich fragten, was für Musik ich hörte, sagte ich: 'Jazz. Ich liebe Jazz.' Ich liebte Jazz nicht wirklich, aber ich hörte Eric Dolphy und John Coltrane, Sachen, die viel zu hoch für mich waren. Aber ich dachte, ich muss das mögen."

Satemin (Sängerin): "Mein Ziel war immer, perfekt zu sein und möglichst vielen Leuten zu gefallen, aber das bedeutete, dass ich große Teile von mir leugnen musste. Jetzt will ich meine ganze Persönlichkeit integrieren. Wenn ich früher meine innere Schwäche gehasst habe, dann kann ich jetzt die große Gabe in ihr erkennen: meine Sensibilität. Ich lerne, mich zu akzeptieren wie ich bin."

Magic (Keyboards): "Ich war Gabelstapler mit sechsjähriger Berufserfahrung, als ich zur Band kam. Damals hatten wir unsere ersten Auftritte in Clubs. Wir bekamen nur die schlechtesten Abende; Montage, wenn kein Schwein da war. Wir spielten neben Covers auch eigene Songs, aber nicht zu viele am Stück, weil man sonst die Leute vergrault. Und dann stellte uns der Wirt als Gage drei Bier hin, die durften wir uns teilen. Es hatte keinen Sinn. Wir brachen ab und beschlossen: Wir müssen besser werden. Irgendwann waren wir dann so gut, dass wir zu den Typen in den Clubs sagen konnten: 'Die Montage kannst du dir an den Hut stecken. Wir wollen den Donnerstag'. Irgendwann war uns allen klar, dass es was werden würde, obwohl wir nichts in der Hand hatten. Wie wenn man weiß, dass man in zwei Monaten im Lotto gewinnt."

Eddie Samtpfote (Schlagzeug): "Wir hatten alle keine Ahnung. Und kein Geld. Jetzt, wo der Erfolg da ist, kommt er natürlich viel zu schnell und viel zu brutal. Aber wir haben bei all dem Medienwahnsinn, den Reisen und den Überforderungen nicht das Gefühl, um unseren Traum betrogen zu werden. Wir haben keine Ahnung, wie eine Karriere als Rockmusiker abzulaufen hat, deshalb können wir das, was gerade mit uns passiert, einfach nur genießen. Man ist ja nur stolz auf etwas, das man sich wirklich selbst erarbeitet hat. Insofern ist bei uns gerade erst der Startschuss gefallen."
 

Setliste

Radiohead – Creep
Elvis Presley – Fever
Toni Matheis/Jutta Richter – Sommerlied
Dirty Dancing – Time of my life
Portishead/Jutta Richter – An einem Sonntag im Oktober
Die Fantastischen Vier – Sie ist weg
Toni Matheis/Jutta Richter – Dahinter geh ich nicht zurück
Nancy Sinatra/Lee Hazlewood/Jan Eschke – These boots are made for walking
Sugababes – Overload
Santana – Samba Pa Ti
Jimi Hendrix – Crosstown Traffic
Element of Crime – Du hast die Wahl
The Beatles – You've got to hide your love away
Dion and the Belmonts – The Wanderer
The Castaways/Philipp Roos – Liar, Liar
The RollingStones – As tears go by
Cabaret – Maybe this time