Seiten, die auf Algot Storm verweisen

Dramatisierung vom Byteatern Schweden - Deutsch von Günter Bergfeld

Regie:
Jouke Lamers
Scherenschnitte:
Jörg Baesecke
Es spielt:
Jörg Baesecke
Es assistiert:
Franziska Pörschmann

Algot Storm

Dauer

50 Minuten

Alter

Ab 4 Jahren

Premiere

12. Dezember 1995
Eine Kurzbeschreibung für Algot Storm liegt leider noch nicht vor. Bitte wenden Sie sich direkt an die Schauburg um weitere Informationen zu erhalten.

Nächste Termine

Die Autorinnen

Barbro Lindgren wurde 1939 in Stockholm geboren und arbeitet hauptsächlich als Bilderbuchautorin, sie schreibt aber auch Romane. Am bekanntesten sind hierzulande ihre Geschichten von „Max“, „Die Geschichte vom kleinen Onkel“ und „Die Streiche des Wilden Häschens“.
Algot Storm ist in Schweden ein sehr beliebtes Bilderbuch und wurde bisher nicht ins Deutsche übertragen. Die Dramatisierung des Byteatern lehnt sich eng an die Bilderbuchvorlage von Barbro Lindgren und Cecilia Torudd an.
Cecilia Torudd wurde 1942 in Lund geboren und arbeitet seit 1970 als Bilderbuchillustratorin.

Babro Lindgren über das Schreiben für Kinder: „Erst als ich begriff, dass man etwas schreiben muß, was man kennt und selbst erlebt hat, wurde es besser. Und ich bekam gute Ratschläge von Astrid Lindgren (wir sind nicht miteinander verwandt) [...] Und ich finde, dass ein gutes Kinderbuch mindestens genauso gut für Erwachsene wie für Kinder sein sollte. Ich schreibe beides, für ganz kleine Kinder und Romane, aber ich bin nicht sicher, ob die Bücher für die Kleinen unbedingt für Kinder und die Romane für Erwachsene sind – es kann auch umgekehrt sein!“(zitiert nach Oetinger Lesebuch, Bd. 23, Hamburg 1986)

Das Team

Jörg Baesecke arbeitet seit 1982 mit Hedwig Rost zusammen. Ihre kleinste Bühne der Welt war eines der ersten Objekttheater in Deutschland. In München sind sie seit ihren Auftritten bei den Schauspielen 1986 und 1988 einem breiten Publikum bekannt. Seit 1992 arbeiten sie auch an der Schauburg. Hier entstanden die Produktionen Kolumbus Nachfahren (1992) und Alice im Unterland (1994).

Jouke Lamers lebt in Amsterdam und war Schauspieler bei der holländischen Theatergruppe Wederzijds. Sowohl in „Das besondere Leben der Hilletje Jans“ als auch bei der „Versammlung um die Braut“ hat er mit Wederzijds in München gastiert. Inzwischen arbeitet er als Schauspieler, Theaterpädagoge und Regisseur. An der Schauburg inszenierte er 1994 Alice im Unterland.

Algot Storm

„Algot ist ein kleiner Mann, der nur freundlich schauen kann.“
So fängt die Geschichte an. Algot Storm ist ein netter aber auch ein sehr einsamer Mann. Mit Hut und stets gepflegt gekleidet sieht man ihn, wie er überaus zuvorkommend seine Mitmenschen grüßt. Sein Leben hat er sich fein eingerichtet, alles hat seine feste Ordnung und ist durch Alltagsrituale abgesichert. Eigentlich führt Herr Storm ein ganz normales Leben. Er geht jeden Tag zweimal im Park spazieren, grüßt hier und da und selbst die Elster.

Doch eines Tages, als er im Park gerade eine Tulpe bewundert, tritt er beinahe auf einen Wurm – einen sprechenden Wurm. Der Wurm fleht um Hilfe, er will vor der Elster beschützt werden und über die Straße gebracht werden. Eigentlich ekelt sich Herr Storm vor Würmern, aber da dieser so jämmerlich friert, lässt sich Herr Storm überreden, den armen Wurm mit nach Hause zu nehmen. Und plötzlich ist der Wurm im Leben von Algot Storm und bringt so manches durcheinander.

Freund von einem Wurm? Albern.

Der Wurm ist ein neugieriger Wurm, ein frecher Wurm, ein verspielter Wurm. Mit seinen ganz anderen Lebensgewohnheiten bringt er Algot Storms Ordnungsgefüge ganz schön ins Schwanken. Er hält sich an keine Tischsitten, weder Zuhause noch in der Konditorei, er nimmt kein Blatt vor den Mund, weder bei Herr Storm noch beim Schneider, der ihm einen Anzug machen soll. Das alles macht der Wurm nicht aus lauter Boshaftigkeit, sondern weil er gar nicht weiß, dass es Menschen gibt, die so etwas von ihm erwarten.
Aber er spielt auch mit Algot Storm, er kitzelt ihn, sie gehen gemeinsam spazieren, und sie spielen zusammen auf dem Klavier. So entsteht langsam eine Freundschaft zwischen zwei so unterschiedlichen.

Und sie streiten auch, über seinen Namen (Knut oder Ludwig), über die Farbe seines Anzuges (gelb oder mittelblau). Der letzte Streit ist der heftigste. Herr Storm hält es einfach nicht mehr aus mit diesem eigensinnigen Wurm – wütend bringt er ihn zurück in den Park. Doch Zuhause fühlt sich Algot Storm nicht mehr so recht wohl, ihm fehlt etwas – sein Freund, der Wurm. Schließlich finden sie sich glücklich wieder...
Alleinsein, Hilfe brauchen, Freundschaft zwischen Zweien, die so unterschiedlich sind, die ständig miteinander streiten und doch nicht ohne einander sein können, das sind alles Motive, die in Algot Storm thematisiert werden. Zwar gibt es dabei Parallelen zu Eltern – Kind – Beziehung, doch lässt sich die Geschichte nicht darauf reduzieren. Auch Herr Storm verhält sich manchmal „typisch“ wie ein Kind, z.B. wenn er verängstigt und hilflos auf den Autoverkehr reagiert, oder wenn er weint, weil er einsam ist. Die Wechselbeziehung zwischen den Beiden wird anhand von Situationen erzählt, die Kindern vertraut sind.
All das wird in Algot Storm auf eine spielerische Weise und nicht mit pädagogischem Zeigefinger behandelt. Der einzig erhobene Zeigefinger in unserer Inszenierung besitzt ein munteres Eigenleben – es ist der Wurm. Mit seinem eigenen Zeigefinger stellt Jörg Baesecke den ungebetenen Besucher dar.
 

Bilderbuchtheater – Scherenschnitte

Algot Storm ist eine Kombination von Menschen- und Bilderbuchtheater. Der Regisseur Jouke Lamers arbeitet seit einigen Jahren mit dem Bilderbuchtheater, dessen Ursprung im japanischen Kamishibai, dem Theater aus Papier, liegt. Die zugrundeliegende Idee dieser Erzählform ist einfach: eine Geschichte wird anhand von Bildern (eines Bilderbuches), die in einem kleinen Theaterkasten gezeigt werden, erzählt. Jouke Lamers hat das Bilderbuchtheater für das Theater und für den Einsatz in der Unterrichtsgestaltung weiterentwickelt (Eine Bauanleitung dazu finden Sie auf dieser Vorschau als Vorschlag für eine weitergehende Nachbereitung).
Jörg Baesecke hat für Algot Storm viele wunderbare Scherenschnitt – Bilder kreiert. Einerseits ist er der Erzähler, der uns anhand des Bilderbuchtheaters mit diesen Bildern durch die Geschichte führt. Andererseits ist er auch der Spieler, der in die Rolle Algot Storms schlüpft, während sich gleichzeitig sein Zeigefinger verselbstständigt und zum Wurm wird. Die Kombination von Erzähl- und Spielebene ist eine reizvolle ästhetische Herausforderung.

Für Kinder im Vor- und Grundschulalter ist diese Theaterform gut geeignet, da ihnen von ihrem Spielen her das Wechselspiel zwischen Erzähler und Spieler vertraut ist.

Algot Storm wird in dem eigenartigsten Raum unseres Theaters, dem „Bullaugenzimmer“ gespielt und ist für ein Publikum von ca. 35 Zuschauern konzipiert. So kann selbst in diesem kleinen Raum eine ganz intime und besondere Theateratmosphäre entstehen.

Spielvorschlag

Kennen Sie das? Sie möchten eine Bilderbuchgeschichte vorlesen und müssen immer wieder die Erzählung unterbrechen, um allen Kindern die Bilder zu zeigen. Mit dem Bilderbuchtheater können sie die Geschichte erzählen, gleichzeitig sind die Bilder für alle zu sehen. Bei entsprechender Beleuchtung gewinnt diese Erzählform eine ganz geheimnisvolle Atmosphäre.
Und so wird’s gemacht: Sie nehmen ein passendes Bilderbuch und lösen die Seiten mit den Bildern heraus; diese werden in der richtigen Reihenfolge, in den Bilderträger gesteckt. Sie können auch selbst Bilder zu einer Geschichte malen (bzw. malen lassen), oder wie in unserer Inszenierung Scherenschnitte schneiden und kleben.
Wichtig ist, dass sie beim Erzählen auch über das sprechen, was auf den Bildern zu sehen ist. Die Kinder sollen dazu angeregt werden, genau hinzuschauen und das, was sie gesehen (und gehört) haben, mit eigenen Worten zu beschreiben.