Hühnerglück

nach dem Buch von John Yeoman in der Übersetzung von Sybil Gräfin Schönfeldt
 
Regie und Bühne
George Podt
Es spielen
Lucca Züchner (ab Spielzeit 2015-2016)

Spielort

Studiobühne

Dauer

50 Minuten

Alter

Ab 5 Jahren

Premiere

28. Februar 2015

nach dem Buch von John Yeoman. Zwei Hühner leben glücklich in einem Käfig und verspüren keinerlei Unzufriedenheit. Dann taucht ein Rabe auf und entführt sie in die Freiheit. Überzeugt, den Hühnern damit etwas Gutes getan zu haben, wird er aber schnell eines Besseren belehrt, denn die neugewonnene Freiheit macht die Hühnerdamen völlig orientierungslos. Doch der Rabe gibt nicht auf, um die Zwei von einem Leben in Freiheit zu überzeugen. Und Rabrab wäre ja kein kluger Rabe, würde ihm das nicht auch gelingen.

Nächste Termine

Freiheit

Wir haben uns diese Geschichte ausgesucht, weil sie ein großes Thema auf humorvolle Art und Weise aufgreift: Freiheit. Um Freiheit zu erfahren, muss man etwas erleben, muss Erfahrungen machen. Die Möglichkeiten dazu sind heute einerseits sehr groß, egal für welches Alter, andererseits sind viele davon nur scheinbar eigene Erfahrungen. Vielmehr dienen sie der Zerstreuung, Ablenkung oder Unterhaltung. Deswegen braucht man im Leben manchmal jemanden, der einen aus dieser Bahn schubst, um auch große Erfahrungen machen zu können.
In unserer Geschichte bekommen zwei Hühner diesen Schubs. Ein

Rabe stößt sie aus ihrem Käfigdasein, in dem sich die Zwei kuschelig eingerichtet haben. Ihm gelingt das mit sehr viel Witz. Den verliert er auch nicht, als die ersten Erfahrungen in Freiheit die Hühner völlig überfordern. Doch unser Rabe gibt nie auf, um die Zwei von einem Leben in Freiheit und Selbstbestimmung zu überzeugen. Sicher, eine große Aufgabe – nicht nur für Hühner! Wenn aber jeder von uns so einen Raben besäße, der einen Mal in die richtige Richtung schubst, dann könnten wir aus Erfahrung besser zusammenleben. Das ist die Hoffnung und das Ziel.

Was fressen Hühner? Was essen wir?

Durchgedrehte Federn, gehackte Schnäbel, Zusätze und Medikamente – das hört sich an, wie die Zutaten eines alten Hexenzaubertrunks. Ist es aber nicht! Weder in der Fiktion der Geschichte, noch in der Realität von Hühnerhaltung heute. Das sind die Zutaten, die Hühner in ihren Käfigen als Nahrung vorgesetzt bekommen. Sicher, in unserer Geschichte finden das die zwei Hühner sehr lecker, was aber vor allem dazu dient, ihr scheinbar vollendetes Lebensglück zu zeigen, aus dem sie der Rabe dann auch in die Freiheit entreißen kann. In der Identifikation als Zuschauer mit den Hühnern wirft es aber auch Fragen nach der eigenen Ernährung auf: Was essen wir eigentlich tagein tagaus? Fastfood, weil wir keine Zeit mehr haben? Schnell eine Tiefkühlpizza in den

Ofen, weil die Kinder drängeln? Gerade für Kinder – ob zu Hause oder in Kindertagesstätten – ist es wichtig, frühzeitig zu erfahren, was gesunde Ernährung ist, denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!
Deswegen spielt unser Stück auch in einer großen Küche, in der während der Vorstellung richtig gekocht wird. Und der leichte Geruch des frisch gekochten Suppengemüses, der dabei über die Studiobühne weht, lässt – an sinnliche Gaumenfreuden appellierend – den einen oder anderen Zahn tropfen... Außerdem bietet so eine Küche eine Fülle an Möglichkeiten, aus diversem Küchenzubehör fantasievoll Szenen und Orte der Geschichte herzustellen.
 

Der Autor

Diese humorvolle Geschichte von zwei Hühnern ist von John Yeoman und wurde von Quentin Blake illustriert. Die beiden englischen Großmeister liebenswerter Kinderbücher bürgen für eine Qualität, die eine Altersbegrenzung nach oben unnötig macht.

Geboren wurde Yeoman1934 in London. Er studierte Englisch am Downing College in Cambridge und Pädagogik an der London University. Die meiste Zeit seiner Lehrlaufbahn verbrachte er am

French Lycee in South Kensington, wo er für viele Jahre Direktor der englischen Fakultät war.

Sein erstes Buch für Kinder wurde 1960 veröffentlicht, und war gleichzeitig das erste Buch, das von Quentin Blake illustriert wurde. Diese Zusammenarbeit hält bis zum heutigen Tag und viele der gemeinsamen Bücher erschienen in Frankreich, Deutschland, Holland und Japan.
 

Hühnerglück – Zwei Hühner entdecken die Welt

Wir erzählen Ihnen die Geschichte hier vorab, wie wir sie mit unserer Fantasie gelesen und inszeniert haben, bitten Sie aber, diese den Kindern nicht vor dem Theaterbesuch vorzulesen. Hinterher können Sie die Geschichte gern ausdrucken

(Druckversion – hier einfach drauf klicken) und wenn Sie Ihr Kind das nächste Mal ins Bett bringen, als Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Wer weiß, was Ihr Kind Ihnen dann alles zu erzählen hat...

 

Hühnerglück?

Es waren einmal zwei Hühnerdamen, Agathe und Margarethe. Die sind nicht nur blauäugig, sondern gucken auch so auf die Welt. Seit ihrer Geburt leben sie glücklich zusammen mit ungefähr zweitausend anderen Hühnern in einem engen Käfig und verspüren keinerlei Unzufriedenheit. Das will man vielleicht nicht so recht glauben, ist aber so. Warum auch nicht? Das Futter bekommen sie immer pünktlich auf einem automatischen Laufband

serviert, Zusatzstoffe und Medikamente darin beugen schlimmen Krankheiten vor, eine Wärmelampe ersetzt zuverlässig die Sonne, zum Gackern gibt es sowieso nichts und da sie in ihrem Käfig nicht fliegen können, wissen sie auch nicht, dass sie es ja eigentlich könnten – was will man mehr? Hühnerglück – das Leben ist schön, bis...

Raben sind neugierige Tiere!

...ja bis ein neugieriger Rabe die beiden in ihrem stickigen Stall entdeckt. „Puuuh“, krächzt er vor Ekel und schickt sich an, wieder zu verschwinden. Die beiden Hühner, die nie andere Tiere in ihrem Käfig gesehen haben als Hühner, reiben sich verdutzt ihre Hühneraugen: „Guck dir das arme Küken an, (...) sieht ja schrecklich mager aus“, gackern sie mitleidig los. Der Rabe, der zwar noch nie mit einem Küken verwechselt wurde, ist aber von der Fürsorge der beiden ganz gerührt. „Gestatten, Rabrab“, stellt er sich höflich den netten Damen vor. „Als ich zu euch hereinschaute, war ich gerade dabei, mir was zum Frühstück zu suchen. Entschuldigt mich bitte, jetzt muss ich leider wieder los.“

Da Raben aber vor allem neugierige und erst dann kluge Tiere sind – manchmal ist es auch umgedreht – kann er einem

glänzenden Knopf am Rande des Käfigs unmöglich widerstehen. Mit einer kräftigen Kopfbewegung haut er gegen dieses Glitzerding und plötzlich springt das Käfigschloss auf. Agathe und Margarethe rollen vor Schreck mit den Augen und kriegen ihre Hühnerschnäbel nicht mehr zu. „Au Backe, das geht ja gar nicht“, denken sie sich. Schnell erkennt Rabrab die Gelegenheit und hat eine verwegene Idee: „Wo ich die Käfigtür schon einmal aufgeklinkt habe – wollen die Damen nicht vielleicht draußen mit mir frühstücken?“ Noch völlig verwirrt und mit weit aufgerissenen Augen und Schnäbeln nicken sie stumm. So beginnt eines jener Abenteuer, aus dem man immer anders herauskommt wie man hineingegangen ist. Nur wissen das die Hühner nicht – und das ist auch gut so!
 

Was ist eine Sonne?

Draußen angekommen stehen die beiden Hühner das erste Mal in ihrem Leben im hellen Tageslicht. Vor Kälte bibbernd klammern sie sich Schutz suchend aneinander. „Kalt ist es nicht“, beruhigt sie Rabrab. „Das kommt euch nur so vor, weil es in eurem Schuppen so überheizt ist. Wenn hier draußen die Sonne aufgeht, wird es noch wärmer.“ Sonne – was? Die Hühner verstehen gar nichts. Zu Recht, denn ihr Leben spielte sich bisher nur in ihrem Hühnerkäfig ab, wo es immer gleich warm ist. Kalt – warm, hin – her gibt es da nicht. Und so eine 'Sonne' erst recht nicht. Aber nun steht dieses Ding da unverrückbar am Himmel!

Jetzt könnte man meinen, die beiden lebenslustigen Hühner fallen vor Schreck rücklings in den Straßengraben. Nein. Zwei andere – vielleicht. Aber nicht Agathe und Margarethe. Im Gegenteil und überhaupt – irgendwie zweifeln sie an diesem Raben, der in ihren Augen immer noch das arme kleine hungrige Küken ist: „Rabrab kommt mir ein bisschen einfältig vor, aber nett, wie er uns helfen will“, glucksen sie unaufgeregt in ihr dickes Federkleid hinein. Und so tippeln sie quietschvergnügt dem Raben weiter hinterher, auf der Suche nach einem Frühstück bis...

Was ist eine Pfütze?

...ja bis ihnen ihre Füßchen weh tun. Klar, denn herumgelaufen sind sie in ihrem Leben bisher auch noch nie. Herumlaufen? Nein. Das kennen sie nicht. Zu Hause in ihrem Käfig brauchen sie das nicht. Und vermisst haben sie das auch nie. Doch jetzt auf diesem Boden, eine Kralle vor die andere setzen, ohne ein Gitter zum Festkrallen, da müssen ihnen ja ihre Hühnerfüße weh tun. Rabrab, zunehmend verstimmt darüber, was er sich wohl mit diesen zwei ulkigen Hühnchen angetan hat, rät ihnen lapidar, die Füße zum Kühlen in eine Pfütze zu halten. Pfütze? „Agathe, was ist eine Pfütze“, will Margarethe aufgeregt wissen. „Weiß ich auch nicht. Lass uns mal gucken.“ Allein das Wort 'Pfütze' aus dem

Schnabel zu bekommen, bereitet den beiden Freundinnen große Schwierigkeiten. Kann man nun wirklich gut verstehen... Neugierig und ohne Scheu pirschen sie sich vorsichtig an diese 'Pfütze' heran. „Also das ist ja höchst merkwürdig, Agathe. Ein Trog mit Wasser ohne eine umgedrehte Flasche darüber“, stellt Margarethe erstaunt fest. Und Agathe ergänzt: „Wahrscheinlich ein altmodisches Modell mit Nachfüllung von Hand. Ich geh' mal vor. – Komm Margarethe, das fühlt sich gut an. Nett, nett.“ Und hast du nicht gesehen, tapsen beide voller Glück in dieser 'Pfütze' herum. Der Badespaß kennt schier keine Grenzen bis...

Was ist eine Straße?

...ja bis Rabrab den Badespaß der Hühnerdamen beendet. Die Aussicht auf ein anständiges Frühstück treibt ihn an. Auf der anderen Seite einer großen Straße kennt er ein Plätzchen, wo er was leckeres zum Fressen vermutet. Dazu will er die zwei Hühner schnell über die stark befahrene Straße lotsen. Straße was? Ja wirklich,

auch wenn man es nicht glauben kann, diese Hühner wissen noch nicht mal was eine Straße ist! Nun stehen sie aber vor dieser Straße und kommen wieder nicht voran. Der Rabe muss tief durchatmen, bis...

Fliegen? Nein Danke!

...ja bis er eine ziemlich gute Idee hat. „Ich finde, wir sollten zu dem Feld da drüben lieber fliegen“, schlägt er vor. Ja, Raben sind einfach kluge Tiere. Doch die gute Idee zerplatzt wie eine Seifenblase, denn diese zwei unglaublichen Hühner stellen unmissverständlich klar: „Fliegen? Kommt gar nicht in Frage! Da knall ich erstens immer mit dem Schädel an die Decke und zweitens wissen wir gar nicht, wie das geht!“ Der Rabe ist nahe dran, sich alle Federn herauszureißen. „Ich geb's auf“, krächzt er nur noch. „Habt ihr denn gar nicht geübt“, fragt Rabrab. „Aber klar, jeden Tag. Wenn man sich ganz fest in eine Ecke drückt, dann kann man manchmal einen Flügel spannen, oder ein Beinchen ausstrecken.“ Da dämmert es ihm und irgendwie bekommt er auch Mitleid: Ist doch klar, wie soll man auch in einem engen Käfig herumflattern können. Das geht nun wirklich nicht. Liebevoll fragt er nach,

„Hat euch eure Mutter nicht gezeigt, wie man fliegt?“ Mutter? Unbekümmert und gut gelaunt klären sie den Raben auf: „Sei doch nicht albern! Wie denn wohl? Unsere Mutter war eine dicke elektrische Birne mit einem großen Hut aus Blech. Und sie hätte auch gar keine Zeit für uns gehabt. Wir waren vierhundert Geschwister, weißt du?“ So bleibt den dreien nur noch ein Weg über die Straße: zu Fuß. Unter lauten Hupen und Kreischen der Bremsen gelingt ihnen das auch. Erfreut stellen die Hühnerdamen fest, „Agathe, ich glaub', das war eine Straße“, „Ja Margarethe, das ging viel leichter, als ich dachte.“ Dem Raben war es jetzt egal, denn er war glücklich, unfallfrei mit den beiden über die Straße gekommen zu sein. Und so könnten sie jetzt eigentlich zusammen frühstücken, wenn diese Hühner...

Würmer zum Frühstück? Nein Danke!

...ja wenn diese Hühner doch nur wüssten, wie man das anstellt, mit dem frühstücken. Aber wie sollten sie das wissen? In ihrem Hühnerstall kommt das Futter auf einem Laufband ganz von alleine zu ihrem Käfig. Und lecker soll es sein: Mit durchgedrehten Federn, gehackten Schnäbeln, Zusätzen und Medikamenten, damit man sich wohlfühlt und nicht krank wird... aber hier auf dem Feld, gibt es nur Dreck, Gras und Steine. Rabrab fällt nun endgültig aus allen Wolken. Er kann nicht fassen, dass diese zwei Hühner so gar kein Verlangen danach haben, in bester Hühnerart nach leckeren Würmern im Boden zu scharren. „Würmer, das nennst du Futter“, fragen die Hühner ungläubig nach. „Ja, lecker!!“, gibt dieser sich kämpferisch. „Gut, ich esse das, aber nur

nach dir, Rabrab“, traut sich Agathe als erste. Und siehe da, „Lecker, lecker. Schmecken viel besser als Futter“, verkündet sie überrascht. Sie kann gar nicht genug bekommen von diesen Würmern und scharrt wie verrückt nach noch mehr Würmern. Margarethe reibt sich verdutzt die Hühneraugen: „Guck, guck, guck dir Agathe an! Sie tanzt!“ Jetzt hält auch sie nichts mehr zurück und neidisch, wie Hühnerfreundinnen auch mal sein können, gackert sie aufgeregt: „Das will ich auch!“ So schnabulieren sie einen Wurm nach den anderen und vollführen im Übermut dieses schönen Momentes einen wahren Hühnertanz. Den würden sie bestimmt noch heute aufführen, wenn sie nicht...

Freiheit? Nein Danke?

...ja wenn sie nicht vorher satt geworden wären. Doch das wurden sie, und das Frühstück, zudem sie der Rabe eingeladen hatte, war zu Ende. Erschöpft vom Tanz, aber glücklich, kommt es, wie es kommen muss, aber niemals kommen sollte: „So, jetzt gehen wir wieder nach Hause“, stellen Agathe und Margarethe unmissverständlich klar. Der Rabe glaubt nicht richtig gehört zu haben.

Diese zwei unglaublichen Hühner wollen doch tatsächlich wieder in ihren engen, muffigen Käfig zurück? Freiwillig in die Gefangenschaft? Die Freiheit, die er ihnen so mühevoll gezeigt hat, nichts wert? Resignierend winkt er ab: „Die sind wirklich nicht zu retten...“
Hier wäre die Geschichte eigentlich zu Ende, wenn nicht...

Ein Fuchs? Fliegen!

...ja wenn nicht ein Kaninchen vorbei gekommen wäre. Ganz atemlos und bleich im Gesicht stottert es, „Fuchs in der Nähe. Muss hier weg. Ihr auch. Hör seinen Magen knurren.“ Sprach's und ward nicht mehr gesehen. Rabrab wird ganz hektisch und will mit den zwei Hühnern schnell verschwinden. Doch die zwei winken ab: „Oh Rabrab, hier ist genug Futter für jeden, egal, wie ihm der Magen knurrt.“ Das ist zu viel für Rabrab. Auch ein gutmütiger Rabe kommt mal an seine Grenzen. Mürrisch krächzt er die beiden an: „Ein Fuchs ist aber nicht auf Würmer scharf! Er ist ganz wild

auf Hühner, und er kommt genau hierher. Fliegt lieber weg!“ In diesem Augenblick taucht zwischen den Grashalmen der Fuchs auf. Jetzt geht alles sehr schnell. Ohne zu wissen wie, fliegen die Schwestern plötzlich hoch, schlagen wie verrückt mit den Flügeln und flattern im Kreis herum: „Zurück zum Schuppen! Von dieser Welt haben wir genug gesehen“, kreischen sie ganz aufgeregt. Und wer weiß, das hätten sie bestimmt auch geschafft, wenn sie nicht...

Zwei wirklich glückliche Eier!

...ja wenn sie nicht vorher schlapp gemacht hätten. Doch das haben sie und legen eine Notlandung auf einem Reisekorb am Bahnhof hin. Dort finden sie Ruhe und bringen ihr zerzaustes Federkleid wieder in Ordnung. Und dann passiert etwas, was man wirklich nicht vorhersehen konnte: „Magarethe, ich glaube, ich möchte gern ein Ei legen“, gluckste Agathe friedlich vor sich hin. Margarethe kann es nicht glauben. Hier, wo es keine Eierrutsche zum Herunterrollen gibt, kein Laufband, auf dem das Ei abtransportiert wir, will ihre Freundin ein Ei legen? Das geht doch nicht, „Es wäre ja nicht natürlich“, widerspricht sie. Doch Agathe, das mutigere und neugierigere Hühnermädel von den Zweien, interessieren diese Einwände nicht: „Das ist mir schnuppe. Man ist nur

einmal jung. Leben und leben lassen!“ Das ist eine Ansage, die auch dem Raben gefällt. So helfen die zwei Agathe bei der Geburt ihres ersten Eies außerhalb des Hühnerkäfigs. Und das es ein ganz besonderes Ei sein würde, kann man sich denken: „Ich will sagen, das war das befriedigendste Ei, das ich je gelegt habe“, murmelt Agathe glücklich. Das macht Margarethe ganz flatterig vor Eifersucht und fordert lautstark: „Ich will auch!“ Und da es nichts schöneres in einem Hühnerleben gibt, als ein Ei in Freiheit zu legen, legt auch sie ein glückliches Ei. Hier wäre die Geschichte ein zweites Mal zu Ende, wenn diese unerschrockenen Hühner nicht...

Das Schicksal, frei zu sein!

...ja wenn die zwei nicht immer wieder nach Hause fliegen wollten. Rabrab hat es schon lange aufgegeben, die Hühner davon zu überzeugen, dass das, was sie zu Hause nennen, Gefangenschaft ist. Und so fliegt er voraus und die Hühnerdamen, die jetzt zumindest heilwegs fliegen können, immer hinterher. Nach allem möglichen Herumgekurve gibt er den Zweien einen Schubs in die richtige Richtung und sie landen auf dem Dach ihres Hühnerhofs. Aber was ist das? Die Ritze, durch die sie mit dem Raben herausgekommen sind, ist zugenagelt! „Das ist der Weltuntergang“,

schluchzen die Hühner. Doch nun schlägt die Stunde des klugen Raben. Er zeigt den beiden eine kleine Lichtung mitten im Wald. „Seht mal: Es gibt einen Fluss mit frischem Wasser. Und wie es duftet. Bestimmt gibt’s hier auch was leckeres zum Essen“, beruhigt er die beiden Hühner. So verflog die Trauer sehr schnell und die Hühnerdamen fanden großen Gefallen an ihrem neuen zu Hause in Freiheit. Das gefiel auch dem Raben sehr, der sie oft auf ihrer Waldlichtung besuchte. So wäre es viele Jahre weitergegangen, wenn nicht....

Freiheit für alle!

...ja wenn nicht die Hühner von den zweitausend anderen Hennen, die sie zurückgelassen hatten, geträumt hätten. „Wäre schön, wenn sie auch alle hier wären“, drucksen sie herum. „Ein guter Gedanke“, denkt sich Rabrab, denn das Glück der anderen ist

auch immer das eigene Glück. Es dauert nicht lang, bis dieser gescheite Rabe eine große Idee hat, um das Unmögliche zu versuchen. Und Rabrab wäre ja kein kluger Rabe, würde ihm das nicht auch gelingen...

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