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1993 eingeladen zum Deutschen Kinder- und Jugendtheater-Treffen "Augenblick mal!" in Berlin
Regie:
Ted Keijser
Bühne und Kostüme:
Peer Boysen
Musik:
Toni Matheis
Es spielen:
Martin Dudeck, Katarina Klaffs, Peter EnderSilke NikowskiRobert SpitzHeio von StettenKarl AchleitnerRené DumontDirk LaaschCorinna Beilharz

Andorra

Dauer

75 Minuten

Alter

Ab 15 Jahren

Premiere

19. März 1992
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Nächste Termine

Ted Keijser - Der Regisseur

Ted Keijser kommt aus Holland, wo er die staatliche Theaterschule absolvierte und herausfand, dass er sich am meisten zur "Comedia" hingezogen fühlt. In Amerika ließ er sich deshalb als Clown ausbilden und arbeitete anschließend beim Zirkus. Darauf folgte eine weitere Ausbildung bei LE COQ in Paris.

Ted Keijser inszenierte in den Jahren nach seiner Ausbildung in verschiedenen Ländern für Kinder- und Jugendtheater sowie für Erwachsene. Seine Reisen als Schauspieler, Clown und Regisseur führten ihn nach Australien, Italien, Frankreich, Amerika und Russland. Die letzten Jahre verbrachte er in Italien, bis das Reisen erneut einsetzt: diesmal folgt er einer Einladung nach Deutschland und inszeniert zum ersten Mal an der SCHAUBURG in München.

Zum Inhalt

Thema des Stücks ist 'Fremdenhass', 'Anderssein' und 'Zivilcourage'; einmischen statt wegsehen. "Ich bin nicht schuld" oder "Ich hab nur meinen Dienst getan" – so reden die Figuren in Max Frischs Stück sich von jeder Mitverantwortung frei. Diese Haltung wäre nicht zum ersten Mal in unserer Geschichte verhängnisvoll. Nun werden wir mit dieser Aufführung Rechtsradikale nicht von ihrem politischen Weg abbringen können. Diese Aufgabe ist nicht leistbar durch das Theater.

 

Wir wollen Mut dazu machen, sich zu äußern. Wir wollen mit unserer Inszenierung dazu auffordern, sich nicht hinter verschlossenen Türen zu verstecken, sondern wir wollen, dass man genau hinsieht und Stellung nimmt gegen jede Form von Vorurteil.

"Dramaturgie des Unglaubens"

Nach 30 Jahren Fernseherfahrung muss mit dem Text anders umgegangen werden als 1961. In seiner Schillerpreis-Rede von 1965 plädierte Max Frisch für eine neue Dramaturgie, eine „Dramaturgie des Unglaubens“, eine Dramaturgie, die „Zufälligkeit akzentuiert“, denn es gibt nach Ansicht Frischs "nichts Langweiligeres als die Befriedigung dramaturgischer Postulate...

 

Tatsächlich sehen wir, wo immer Leben sich abspielt, etwas viel Aufregenderes: Es summiert sich aus Handlungen, die oft zufällig sind, und es hätte immer auch anders sein können, es gibt keine Handlung und keine Unterlassung, die für die Zukunft nicht Varianten zuließe. Der einzige Vorfall, der keine Variante mehr zulässt, ist der Tod." (Max Frisch, 1965)

Fragebogen

Zur Vorbereitung der Schüler wurde jedem Lehrer, der ANDORRA gebucht hat, Max Frischs berühmter Fragebogen in Plakatgröße zugeschickt. Aufgabe war es, die nun folgenden Fragen vor dem Theaterbesuch mit den Schülern zu besprechen:

Bist Du sicher, dass Dich die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Du und alle Deine Bekannte nicht mehr sind, wirklich interessiert?

Warum? Stichworte genügen.

Wie viele Kinder von Dir sind nicht zur Welt gekommen durch Deinen Willen?

Wem wärst Du lieber nie begegnet?

Weißt Du Dich einer Person gegenüber, die nicht davon zu wissen braucht, Deinerseits im Unrecht und hasst Du eher Dich selbst oder die Person dafür?

Möchtest Du das absolute Gedächtnis?

Wie heißt der Politiker, dessen Tod durch Krankheit, Verkehrsunfall usw. Dich mit Hoffnung erfüllen könnte? Oder hältst Du keinen für unersetzbar?

Wen, der tot ist, möchtest Du wiedersehen?

Wen hingegen nicht?

Hättest Du lieber einer anderen Nation (Kultur) angehört und welcher?

Wie alt möchtest Du werden?

Wenn Du die Macht hättest zu befehlen, was Dir heute richtig scheint, würdest Du es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder nein?

Warum nicht, wenn es Dir richtig scheint?

Hasst Du leichter ein Kollektiv oder eine bestimmte Person und hasst Du lieber allein oder in einem Kollektiv?

Wann hast Du aufgehört zu meinen, dass Du klüger wirst, oder meinst Du’s noch? Angabe des Alters.

Überzeugt Dich Deine Selbstkritik?

Was, meinst Du, nimmt man Dir übel und was nimmst Du Dir selber übel, und wenn es nicht dieselbe Sache ist: wofür bittest Du eher um Verzeihung?

Wenn Du Dir beiläufig vorstellst, Du wärst nicht geboren worden: beunruhigt Dich diese Vorstellung?

Wenn Du an Verstorbene denkst: wünscht Du, dass der Verstorbene zu Dir spricht, oder möchtest Du lieber dem Verstorbenen noch etwas sagen?

Liebst Du jemand?

Und woraus schließt Du das?

Gesetzt dem Fall, Du hast nie einen Menschen umgebracht: wie erklärst Du es Dir, dass es dazu nie gekommen ist?

Was fehlt Dir zum Glück?

Wofür bist Du dankbar?

Möchtest Du lieber gestorben sein oder noch eine Zeit leben als ein gesundes Tier? Und als welches?

(Nach Max Frisch, „Tagebuch 1966 – 1971“)